Erster Erfolg auf unserem Autarkie-Weg: Dank der Bio-Toilette hast du kein Wasser verschwendet und die Nährstoffe bleiben erhalten. Aber wie weiter? Irgendwann sind die beiden Tanks voll. Anders als bei der Spültoilette musst du dir nun überlegen, was damit passieren soll! Also: Wohin mit dem ganzen Mist? Ich kann dich beruhigen, auch dafür gibt es gut überlegte und clevere Lösungen.
Gelbes Gold: Urin als Dünger verwenden
Wie bereits erklärt, enthält Urin sehr viele wertvolle Nährstoffe, die du dir zum Beispiel im Garten zunutze machen kannst – genau, als Dünger für deine Pflanzen. Aber Achtung: Die Nährstoffkonzentration im Urin ist so hoch, dass du ihn nicht direkt auf die Tomaten kippen darfst. Optimal kann der Dünger wirken, wenn du dich an ein Mischverhältnis von ca. 1:10 hältst.
So kannst du den Urindünger anwenden:
- Auf Wiesen, Weiden oder Rasen kannst du unverdünnten Urin als Dünger einsetzen. Beschränke die Menge aber auf 1-2 Liter pro Quadratmeter und Jahr.
- Dein Komposthaufen kann durch die Beigabe von Urin verbessert werden. Man kann Urin jedoch nicht direkt auf den Kompost geben, da die hohen Harnstoffgehalte (Stickstoff) die Fermentation im Komposthaufen stören würden. Mische vorher den Urin mit holzigen Stoffen (Kohlenstoff) wie Sägespänen, Stroh, Nadelstreu, Rindenmulch oder Laub, dann wird das Ungleichgewicht beseitigt. Bis zu 100 Liter Urin pro Kubikmeter Kompost können beigegeben werden.
- Bei Topfpflanzen auf dem Balkon und in der Wohnung ist Vorsicht geboten. Nimm hier nicht mehr als 100 ml Urin pro Jahr, am besten auf 2-3 Gaben verteilt und mindestens 1:10 verdünnt.
- Setze im Gemüsebeet nur Urin ein, von dem du dir sicher bist, dass er keine Medikamentenrückstände (mehr) enthält. Du nimmst die Pille oder musst regelmäßig Medikamente nehmen? Belaste dein Gemüsebeet besser nicht damit. Die Pflanzen können damit umgehen, aber sie lagern die Stoffe ein und du hast sie wieder auf dem Teller. Um diese Rückstände abzubauen, kannst du den Urin fermentieren. Dafür verschließt du den Urintank oder -kanister und gibst etwas Zucker und effektive Mikroorganismen (Bakterien, Pilze oder Hefe) hinzu. Nach einigen Wochen werden die Molekülketten aufgebrochen, die Medikamentenrückstände sind Geschichte und du hast besten Bio-Dünger für dein Gemüse.
- Salzempfindliche Pflanzen können nicht gut mit Urindünger umgehen, da dieser eine erhöhte Konzentration an Natriumchlorid aufweist. Hier eine Übersicht, mit der du den Überblick behältst:
SALZEMPFINDLICHKEIT: sehr empfindlich alle Keimlinge, Orchideen, Farne, Bromelien, Azaleen Urindüngung: keine | SALZEMPFINDLICHKEIT: eher unempfindlich Tomaten, Gurken, Erbsen, Cyclamen (Alpenveilchen) Urindüngung: normal |
SALZEMPFINDLICHKEIT: empfindlich Salat, Radieschen, Obstarten, Primeln, Zierspargel, Begonien, Euphorbien Urindüngung: wenig | SALZEMPFINDLICHKEIT: unempfindlich Spinat, Kohlpflanzen, Raps, Geranien, Zuckerrüben, Chrysanthemen, Nelken Urindüngung: normal |
Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, wie du an den Dünger kommst, den du in deinem Tank gesammelt hast.
Ich empfehle dir ein System, bei dem du den Urin „abzapfen“ kannst und nicht den gesamten Tank abmontieren, irgendwo hintragen (die Dinger sind echt schwer!) und dann entleeren musst. Deshalb hier unsere zwei Bio-Toiletten-Tank-Vorschläge:
1. Separett Ejektortank
Ein ziemlich geniales Teil: anschließen, mit Wasser verdünnen (macht er praktischerweise selbst) und losdüngen.
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Wenn du am Grundstück einen fixen Wasseranschluss hast, eignet sich der Separett Ejektortank optimal, um deinen Urindünger auszubringen. Der Ejektortank lässt sich an 3/4-Zoll-Gartenschläuche anschließen und verdünnt den gesammelten Urin automatisch im richtigen Verhältnis. Die Füllstandsanzeige sagt dir, wann es wieder Zeit ist, den Garten zu gießen. Der Tank bleibt dabei an Ort und Stelle.
2. Urintank mit Außenwasserhahn
Eine schöne Methode, die wir auch im Wohnwagon verbauen: Den im Tank gesammelten Urin kannst du mithilfe eines frostsicheren Außenwasserhahns extern abzapfen und direkt in die Gießkanne füllen. Der Überlauf des Tanks läuft in den Kanal oder deine Pflanzenkläranlage. Einfach und effizient. Wichtig sind die Frostsicherung und der Überlauf, damit nichts übergehen oder einfrieren kann.
Tipp: An den Winter denken! Denk daran: Urindüngung funktioniert nur in der Gartensaison. Wenn du deine Bio-Toilette das ganze Jahr verwendest, solltest du darauf achten, dass der Tank groß genug ist, um die Produktion von November bis März zu speichern (1,5 Liter pro Person und Tag, Berücksichtigung der Anwesenheitszeiten). Wenn das nicht klappt: Organisier dir einen zweiten Tank als luftdichtes Zwischenlager und fermentiere den Urin, dann kannst du ihn auch lagern.
Kampf dem Urinstein: Regenwasser schafft Abhilfe
Selbst wenn wir seine Eigenschaften als Dünger und wertvollen Rohstoff lieben – Urin hat auch seine Tücken: Er bildet lästigen Urinstein. Das ist eine unschöne gelblich-braune, kristallartige Ablagerung. Urinstein entsteht durch eine chemische Reaktion von kalkhaltigem Wasser (genauer dem gelösten Kalk des Toilettenspülwassers) und Urin. Auch wenn die Trenntoiletten wasserlos sind, schätzen es viele Nutzerinnen und Nutzer, den Urinbereich nach dem Toilettengang nachspülen zu können. Die meisten stellen eine kleine Wasserflasche neben die Toilette und spülen eine Mini-Menge Wasser nach, sodass sich keine gelben Flecken bilden und die Toilette immer schön sauber bleibt. Ich mache das auch so. Urinstein im Abfluss der Bio-Toilette rausstemmen oder irgendwie anders bergmännisch entfernen zu müssen, fühlt sich dagegen gar nicht gut an. Die unangenehmen Wartungsarbeiten kannst du umgehen, indem du zum Spülen Regenwasser verwendest. Regenwasser enthält nämlich keinen Kalk. Dadurch kann es auch nicht zur Bildung von Urinstein kommen.
Oder du verwendest effektive Mikroorganismen. Einfach nach jedem Toilettengang etwas in den Trenneinsatz sprühen … fertig. Den Rest erledigen die Mikroorganismen.
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Kompostierung: Der beste Humus kommt … aus deiner Toilette
Den flüssigen Anteil sind wir nun im Garten gut losgeworden, jetzt geht es um die Feststoffe. Wie gehen wir mit den restlichen 60 Litern im Jahr um? Dabei ist Achtsamkeit gefragt: Während Urin keimfrei ist, befinden sind in den Exkrementen Bakterien, die für den menschlichen Körper schädlich sein können.
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