Klärwerk // Bild von Michal Jarmoluk auf Pixabay

Unsere Entsorgungskultur: ein Blick hinter die Kulissen

Die Kläranlage – keine wirklich gute Lösung

Von 1930 bis zum Jahr 2000 hat sich der Wasserverbrauch weltweit versechsfacht. Schuld daran? Zum einen ist das Wachstum der Weltbevölkerung dafür verantwortlich, zum anderen hat sich aber auch der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf verdoppelt. Und das führt unweigerlich zu mehr Abwasser. Auf der Welt wird jedoch kein Tropfen Wasser neu erfunden oder hergestellt, unser Wasser befindet sich in einem ständigen Kreislauf. Und genau darin liegt auch das große Problem: Denn der Verschmutzungsgrad unseres Abwassers ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Immer öfter werden Hormone, Medikamentenrückstände, Mikroplastik, chemische Substanzen im Abwasser nachgewiesen. Der Druck auf das Gesamtsystem wächst merklich.

Wie funktioniert das System aktuell?

Egal, ob das Wasser den Küchenabfluss, die Toilette oder den Duschabfluss hinunterfließt, in der lokalen Kläranlage wird es wieder zusammengeführt. Wir mischen also alles kräftig durch: leicht verschmutztes Wasser aus der Dusche mit sogenanntem Schwarzwasser aus der Toilette, oft auch Regenwasser und sogar Industrieabwasser. Alles fließt über ein Kanalnetz in unsere Kläranlagen, die einen immer höheren Aufwand betreiben müssen, um das Wasser wieder zu reinigen und es anschließend in die Flüsse entlassen zu können.

Welche Probleme entstehen dabei?

Eine Hauptaufgabe der Kläranlagen ist die Entfernung des Stickstoffs aus dem Abwasser. Stickstoff ist ein Grundbaustein der Natur. Er ist ein unentbehrlicher Nährstoff und findet sich fast überall in unserer Umgebung wieder. Im menschlichen Körper sind knapp 2 kg Stickstoff enthalten. Ohne Stickstoffdünger wäre auch unsere heutige Landwirtschaft undenkbar. Selbst die Luft, die wir atmen, besteht zum größten Teil, nämlich zu 78 %, aus Stickstoff. Man möchte nicht glauben, dass dieser lebenswichtige Stoff, der ohnehin in solch großen Mengen vorhanden ist, auch zu Problemen führen kann. Wie kommt das? Stickstoff sorgt für Pflanzenwachstum; würde man zu viel davon in die Flüsse entlassen, wären diese schnell mit Algenteppichen belegt. „Eutrophierung“ nennt man das, wenn es zu einer Übersättigung der Flüsse mit Nährstoffen kommt. Daher muss er raus aus dem Abwasser. Der Stickstoff in unserem Abwasser stammt zu einem guten Teil aus menschlichem Urin. Er wird durch den Abbauprozess in atmosphärischen Stickstoff umgewandelt und steigt so wieder in die Luft auf. In den Kläranlagen werden die Hälfte der notwendigen Energie und die Hälfte des Beckenvolumens dafür verwendet, den Stickstoff abzubauen. Ein ganz schöner Aufwand.


Wäre es nicht schön, wenn wir diesen deutlich reduzieren könnten?

In den Kläranlagen landet aktuell eine bunte Mischung. Beim häuslichen Müll ist uns seit Kindertagen klar: Papier und Restmüll, Metall und Biomüll gehören getrennt. Das eine in die blaue Tonne, das andere in die grüne. Die Umwelterziehung ging bei mir so weit, dass es mir schon fast körperliche Schmerzen bereitete, nach meinem Umzug in die Stadt den Biomüll in die Restmülltonne werfen zu müssen, weil keine eigene Tonne dafür zur Verfügung stand. Zum Glück entdeckte ich damals die Wurmkiste, mit der auch Kompostierung in der Wohnung möglich ist, aber das ist nochmal eine andere Geschichte. Worum geht’s? Um die richtige Trennung! Beim Müll sonnenklar, beim Abwasser ein Ansatz, der erst langsam in der öffentlichen Diskussion ankommt. Durch die starke Vermischung können teilweise Problemstoffe nicht ordentlich gefiltert werden. Hormone aus der Anti-Baby-Pille? Alles im Urin. 110 Millionen Tagesdosen Benzodiazepine, also Beruhigungs- und Schlafmittel, werden in Deutschland jedes Jahr verkauft. Die Rückstände? Im Urin. Schmerzmittel? Im Urin!

Eine Möglichkeit wäre, diese Rückstände zu filtern

und sie gezielt aus dem Abwasser zu entfernen, beispielsweise mit einem Aktivkohlefilter. Das wird allerdings sehr aufwändig und teuer, wenn der Urin stark verdünnt und nicht in seiner Reinform vorliegt. Von den 130 Litern Abwasser, die ein Mensch pro Tag erzeugt, sind gerade einmal 1,5 Liter Urin. Eine gezielte Filterung in dieser Verdünnung ist fast unmöglich.

Die Medikamentenrückstände landen in unseren Flüssen und damit im Wasserkreislauf. Viele Auswirkungen davon sind bereits bekannt, von Zwitterausbildungen über Nierenschäden bis zu Änderungen im Paarungsverhalten bei Fischen. Richtig systematische Untersuchungen fehlen bis jetzt, vor allem über die Auswirkungen auf uns Menschen – aber man kann es sich denken. Die Rückstände, die wir nicht aus dem Abwasser filtern können, landen unweigerlich auch wieder in unserem Trinkwasser, reichern sich in unserem Körper an, denn: Es wird kein Tropfen Wasser auf der Welt neu hergestellt, alles befindet sich im Kreislauf. Wie wichtig wäre es, hier eine saubere Zukunft zu schaffen.

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