Die Architektin Franziska wohnt seit Jänner 2017 im ersten wasserautarken Einfamilienhaus der Schweiz. Im schönen Zofingen haben wir das Wasserkreislaufsystem des Wohnwagon auf das nächste Level gehoben!
Das Haus mit dem Namen „Aqua“ kommt komplett ohne Wasseranschluss aus und versorgt sich im natürlichen Kreislauf selbst mit einer Pflanzenreinigungsanlage am Dach, sammelt Regenwasser in einem Teich und bereitet dieses in einem Wechselspiel aus modernster Technik und natürlichen Prozessen zu Trinkwasserqualität auf.
Warum Wasserautarkie?
„Ich habe eine viel intensivere Beziehung zu dem Element Wasser und eigentlich generell zur Natur um mich herum bekommen, ich freu mich beispielsweise jedes Mal wenn es regnet! Mein Haus verbindet mich einfach mit der Natur rund um mich, es ist ein unglaubliches Gefühl von Freiheit zu wissen, dass das eigene Zuhause auf jeden Fall mit Wasser versorgt ist“
Franziska Jud, Architektin und Inhaberin unseres tollen Kooperationspartners F. Jud AG
WASSERAUTARKIE IST …
…ökologisch sinnvoll: da Wasser am Grundstück gehalten und natürlich gereinigt wird – ein natürlicher Kreislauf und eigenes Mikroklima entsteht!
… wirtschaftlich sinnvoll: spart Erschließungs- und Wartungskosten und verringert somit die laufenden Kosten für den Bauherren.
… spart Energie & Ressourcen: Ein Wasserkreislauf ist eine Investition, spart dann aber erhebliche Ressourcen in der Aufbereitung und Reinigung des Wassers.
… verbindet mit der Natur: Das Kreislaufsystem arbeitet keineswegs im Verborgenen, der Lauf des Wassers ist sichtbar und natürlich auch greifbar!
Wie funktioniert das wasserautarke Haus?
1) SYSTEMTRENNNUNG
Die Grundvoraussetzung für einen geschlossenen Wasserkreislauf ist die Trennung von Schwarzwasser (das ist Abwasser der Toilette) und Grauwasser (Abwasser von Dusche, Abwasch, Waschmaschine & Co – ohne Fäkalien). Durch unsere Bio-Toilette werden die Fäkalien getrennt gesammelt und kompostiert. So kann das Abwasser weitaus einfacher und energiesparender aufbereitet werden.
Natürlich kann man auch mit einem konventionellen Wasserklosett Autarkie erreichen. Da Franziska gerne ein Wasserklosett nutzen wollte haben wir dieses eingeplant – auch kein Problem! Wasserautarkie kann also auf vielen Wegen realisiert werden.
>> mehr über unsere Erfahrungen und das Prinzip von Trenntoiletten.
2) NATÜRLICHE REINIGUNG
Spezielle Sumpfpflanzen, sogenannte „Repositionspflanzen“ mit besonders hoher Wurzelaktivität, und Mikroorganismen im Wurzelraum reinigen das benutzte Wasser aus Dusche, Abwasch und Waschmaschine auf natürliche Weise. Dafür haben wir bei Franziska circa 60m2 Pflanzenmatten auf ihrem rund 30 Grad geneigten Dach eingesetzt. Es wäre auch möglich, die Anlage neben dem Haus zu installieren, aber Sumpfpflanzendächer haben eben auch enorme Vorteile!
3) INTEGRATION VON REGENWASSER
In einer Wasserbilanzberechnung kalkulieren wir natürlich auch einige Verlustfaktoren mit ein. Das ist beispielsweise die WC-Spülung, Gießwasser oder Wasser das am Dach verdunstet.
Wir brauchen also Nachschub! Daher sammeln wir am ganzen Grundstück Wasser und integrieren es in den Kreislauf. So kommt stetig frisches Wasser zum Kreislauf hinzu, damit geht sich das dann gut aus.
4) NATÜRLICHER WASSERVORRAT
Neben ihrem Haus haben wir für Franziska einen rund 70m2 großen Teich angelegt. Er dient als natürlicher Wasservorrat. Dort sitzen natürlich auch wieder Sumpfpflanzen die für eine zusätzliche Reinigung sorgen. Durch unterschiedliche Zonen im Teich entstehen Temperaturunterschiede im Wasser sowie eine automatische Zirkulation des Wassers. Da es dadurch auch schön kühl gehalten wird, beginnt das Wasser nicht zu kippen.
Wasser speichern, baden & ein bisschen heizen
Franziskas Wasserspeicherteich wird übrigens im Sommer auch als Schwimmteich genutzt. Für den perfekten Urlaub im Garten. Er ist so platziert, dass er die Strahlen der tiefstehenden Sonne im Winter ins Haus spiegelt und dadurch die solare Einstrahlung multipliziert. So muss im Winter weniger geheizt werden.
5) MODERNE FILTER-TECHNOLOGIE
In einem kleinen Technikraum bereiten moderne Hochleistungsfilter das gereinigte und gespeicherte Wasser auf effiziente Weise wieder zu Trinkwasser auf. Wir haben dafür mehrere Vorfilter sowie zwei Trinkwasserfilter verwendet. Die meisten Filter sind selbstreinigend und haben nur einen geringen Wartungsaufwand. Ehrensache, dass wir hier auf jegliche Chemie verzichtet haben – alle Filter arbeiten ohne den Zusatz von Chemikalien. Am Ende entnimmt Franziska aus ihrer Wasserleitung einfach bestes Trinkwasser, das natürlich gereinigt wurde, nutzt es – und dann schicken wir es wieder auf ihr Sumpfpflanzendach!
Schritt für Schritt – So realisierst du Wasserkreisläufe:
1. Das Ziel klar machen
Am Beginn steht wie immer die Vision und das Ziel. Um gut losarbeiten zu können empfehlen wir dir, zuerst den Rahmen grob abzustecken: Worum geht es dir bei Wasserautarkie? Wie weit willst du gehen? Nur „Kanalautarkie“ mit externem Anschluss an das Frischwasser? Oder einen geschlossenen Kreislauf? Wie hoch soll der Wohnkomfort am Ende sein (ganzjährige Nutzung? Trinkwasserqualität? Oder nur eine einfache Lösung für den Sommer?) Selbstbau oder Ausführung durch Profis? In welchem Budgetrahmen soll das Projekt umgesetzt werden?
Für Franziska stand im Vordergrund wirklich unabhängig zu werden und den Kreislauf völlig zu schließen. Franziska ist Architektin und hat sich neben dem Thema Wasser auch mit Bauökologie ausführlich beschäftigt. Nur logisch, dass ihr Haus ein Vollholzhaus geworden ist. Das ergibt natürlich ein unglaubliches Wohngefühl. Sie wollte die gesamte Abwicklung und Umsetzung in professioneller Hand und am Ende zertifizierte Trinkwasserqualität zur Verfügung haben. Der Teich in ihrem Kreislaufsystem sollte dann auch gleich noch eine Erholungsfunktion bieten und als Schwimmteich geeignet sein.
Es geht also um sinnstiftendes Planen und Bauen, das Arbeiten mit der Natur in möglichst unkomplizierter Art und Weise.
2. Ein Konzept entwickeln
Wo sind Wasserquellen am Grundstück? Wie ist dieses Ausgerichtet? Wie viel Niederschlag gibt es vor Ort und in welcher Höhe ist Grundwasser zu finden. In der Konzeptionsphase ermittelt unser Planungsteam die wichtigsten Kennzahlen wie Wasserverbrauch oder Regenwassereintrag für dein Projekt.
Das spannende an Autarkie ist hier die Arbeit mit der Natur, die man jeweils am Standort vorfindet. Das denken wir mit und legen das Konzept entsprechend aus!
3. Bis ins Detail – Die Planung
Wenn wir dich auf dem Weg zu deiner Wasserautarkie begleiten dürfen, starten wir als nächsten Schritt die Detailplanung in der wirklich alle Leitungswege klar definiert werden. Wir erstellen Ausführungspläne die dann von Profis vor Ort (Teichbauer, Installateur etc.) umgesetzt werden.
4. Los geht’s! Die Ausführung
Nun rollt der Bagger, erstellt Teich und legt alle wichtigen Leitungen.
5. Der laufende Betrieb
Seit Jänner 2017 wohnt Franziska in ihrem wasserautarken Haus. Von ihren Erfahrungen hat sie uns vor kurzem erzählt: „Ich habe eine viel intensivere Beziehung zu dem Element Wasser und eigentlich generell zur Natur um mich herum, ich freu mich beispielsweise jedes Mal wenn es regnet! Mein Haus verbindet mich einfach mit der Natur rund um mich, es ist ein unglaubliches Gefühl von Freiheit zu wissen, dass das eigene Zuhause auf jeden Fall mit Wasser versorgt ist“
Die Technik
Der laufende Betrieb ist wenig wartungsaufwändig, die Filter reinigen sich einfach selbst. Filterkartuschen bzw. -einsätze müssen alle 1 bis 2 Jahre gewechselt werden. Das kann man natürlich auch selbst machen. Je nach behördlichen Auflagen sollte die Wasserqualität regelmäßig auf bestimmte Kennwerte überprüft werden.
Das Dach
Das Sumpfpflanzendach gehört rund 2 Mal pro Jahr auf Wuchshöhe und Entwicklung kontrolliert. Einmal jährlich darf man hier auch Gärtner sein und bspw. abgestorbene Blätter entfernen. Natürlich werden winterfeste Pflanzen gesetzt. Diese arbeiten über die Jahre sogar immer besser da der Wurzelraum, in dem die Wasserreinigung stattfindet, immer großer und stärker wird.
Der Teich
Wie auch das Dach sollte der Teich regelmäßig gepflegt werden, hierbei ist Hausverstand und etwas Muskelkraft ausreichend – man muss also kein Teichspezialist sein. Pflanzen zurückschneiden und einmal jährlich den Grund der Tiefenzone gründlich absaugen. Hier lagert sich über das Jahr oft eine Schicht an biogenen Stoffen ab. Keine Angst, das klingt schlimmer als es ist, es handelt sich einfach um beispielsweise Blätter, die der Wind in den Teich getragen hat und die dann am Boden in der Tiefenzone absinken.