Zisterne bauen – der erste Schritt zur Wasserautarkie

alte Zisterne

Alles, was mit Wasser zu tun hat, verursacht schnell einen behördlichen Hürdenlauf. Das Fassen von Quellen, Bohren von Brunnen – alles genehmigungspflichtig*. Zisternen für den Hausgebrauch sind dabei relativ unkompliziert umsetzbar – sie können ohne Erlaubnis installiert werden. In der Regel sind sie nur anzeigepflichtig. Hier erfährst du, was du beim Bau deiner eigenen Zisterne beachten musst und wie’s funktioniert.

*Die meisten Infektionskrankheiten rund um den Globus werden durch verunreinigtes Wasser verursacht. Aus diesem Grund ergibt durchaus Sinn, dass hier strenge Vorschriften greifen. Trotzdem ist es  gut zu wissen, wie man sich seinen Bereich der Selbstversorgung schaffen kann!

Was ist die richtige Zisterne?

Die Größe der Zisterne bemisst sich am besten an der Dachfläche, über die das Wasser gesammelt wird und der durchschnittlichen Jahres- niederschlagsmenge vor Ort. Als Faust- formel gilt:

Dachfläche x Jahresniederschlag / 12

Für 200 m2 Dachfläche im Westerwald, wo im langjährigen Mittel 770 mm Niederschlag fallen, bräuchte man einen Wasserspeicher von rund 13 m3. Weil es Monate mit mehr und weniger Niederschlag gibt – der Juli ist im Westerwald mit 80 mm der regenreichste im ganzen Jahr – kann man auch diesen Wert mit den Quadratmetern Dachfläche multiplizieren. Daraus errechnet sich, dass man bei einem Zisternenvolumen von 16 m3 selbst bei viel Regen alles Wasser sammeln könnte.

Ein Überlauf ist dennoch in jedem Fall angeraten, damit überschüssiges Wasser kontrolliert abgeleitet wird. Das kann zum Beispiel in die Kanalisation erfolgen oder in eine Rigole im Garten. Versickern größere Mengen Wasser einfach in der direkten Umgebung der Zisterne, verändert sich das Verhalten des Bodens. Weicht er auf und senkt sich ab, kann das zu Rissen in der Zisternenwand und zu Rohrbruch führen.

Eine Rückflusssperre ist wichtig, damit kein Wasser aus der Kanalisation oder anderen Abflüssen in die Zisterne laufen kann.

Vor allem Moos und Laub, der Kot von Vögeln, Mäusen und Ratten und das ein oder andere tote Tierchen können das Wasser verunreinigen. Grobes kann mit einfachen Filtern (z. B. Siebeinsätze) in den Fallrohren oder in der Zisterne vor dem Einlauf aufgefangen werden. Krankheitserreger aus Exkrementen, Gifte aus dem Regenwasser oder der Dacheindeckung (z.B. bei Dächern aus Kupfer der Zink) lassen sich hiermit aber nicht ausfischen. Die Trinkwasserverordnung lässt dort, wo Häuser an die öffentliche Versorgung angeschlossen sind, wenig Spielraum: Weil Zisternenwasser gesundheitsgefährdend verunreinigt sein kann, sind die Kreisläufe von Trink- und Zisternenwasser strikt voneinander zu trennen und mit unterschiedlichen Schlauchfarben zu kennzeichnen. Das Zisternenwasser darf nur zur Spülung der Toilette, zum Waschen, Putzen und Bewässern verwendet werden.

Beton oder Kunststoff?

Installation einer Beton Zisterne

 

Heute werden für unterirdische Zisternen meist fertige Behälter aus Kunststoff oder Beton genutzt: Loch graben, Zisterne reinsetzen, Zu-, Ab- und Überlauf sowie Filter installieren, Pumpe montieren, Erde drauf, das war‘s. Der Vorteil an Kunststoffbehälter ist, dass sie leichter sind und in Handarbeit ohne schweres Gerät versenkt werden können. Nachteilig ist, dass leichtere Ausführungen nicht befahrbar sind.

Zisternen können auch aus Betonteilen oder Ziegeln gemauert werden. Mit einer Schalung ist es möglich, selbst eine Betonzisterne zu gießen. Ziegel und Randsteine werden mit Mörtel gemauert und innen mit Schlämmmörtel verputzt.

Nach oben schließt die Zisterne am einfachsten mit einem Betondeckel aus Eigen- oder Fertigbau ab.

Regenwasserzisterne

 

Wie sauber ist Zisternenwasser?

Studien zur Wasserqualität von Zisternen zeigen, dass in korrekt installierten Zisternen das Wasser zwar nicht so keimarm ist wie unser Trinkwasser, es bestand aber bei allen Proben keine Seuchengefahr infolge der Nutzung.

Allgemein gilt, dass die Zisternen nur gereinigt werden sollen, wenn das Wasser stinkt, also ungute Mikroben überhand genommen haben. Normalerweise hilft das Sediment, das sich im Laufe der Zeit am Boden absetzt, genauso wie ein feiner Biofilm an den Zisternenwänden, das in der Erde kühl und dunkel gelagerte Wasser sauber zu halten.

Diese Sedimentschicht mag keine Bewegung und um ein Aufzuwirbeln zu verhindern, gibt es verschiedene bauliche Möglichkeiten. Zum Beispiel gelingt dies über eine Verrieselung oder einen beruhigten Zulauf, was zusätzlich Sauerstoff in den Tank einbringt. Beim beruhigten Zulauf endet das einlaufende Rohr knapp über dem Boden der Zisterne mit einer Krümmung nach oben. Bei der Entnahme ist andererseits darauf zu achten, dass das Ende des Schlauchs weder mit der Sedimentschicht in Kontakt kommt noch mit der oberen Schwimmschicht.

Der richtige Baustoffe für Deine Zisterne

Die fertige Baustoffmischungen für Beton und Mörtel enthalten oft Zusatzstoffe – (zum Beispiel Arsen, Blei, Cadmium, Chrom oder Nickel). Mt der Zeit lösen sich diese Stoffe aus dem Baustoff und belasten das Wasser. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt Baustoffe, die nach

DIN 38406 zertifiziert sind und für den Bau von Trinkwasserreservoirs und -leitungen zugelassen sind.

Zisternenwasser zu Trinkwasser aufbereiten

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alte Zisterne
Was gibt's zu beachten?

Zuerst noch einmal der wichtigste Hinweis: Zisternenwasser ist hierzulande kein Trinkwasser. Es ist möglicherweise mit Krankheitserregern und Schwermetallen belastet, die der Gesundheit abträglich sind, auch wenn Menschen seit Jahrhunderten Wasser aus Zisternen trinken. Die im Folgenden vorgestellten Methoden machen aus dem gespeicherten Wasser auch nichts, was so schön wie unser Quellwasser ist. Aber vielleicht kommt man einmal in die Verlegenheit, Zisternenwasser genießbar machen zu müssen, und dann kann Wissen hilfreich sein. Den gröbsten Schmutz, der vom Dach heruntergespült wird, kann man mit Sieben auffangen. Sie sollten groß sein und so angebracht, dass sie leicht zugänglich und leicht zu reinigen sind. Wer alle Nase lang in die Zisterne kriechen muss, um an den Filter zu kommen, wird nicht froh.

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Filtertank
Vorgeschaltete Filter

Zur Trinkwasseraufbereitung sind mechanische, chemische und thermische Verfahren erprobt.

Keramikfilter mit Mikrofasern und Aktivkohle nehmen so ziemlich alle Schadstoffe aus dem Wasser, außer Viren. Mineralstoffe verbleiben im Wasser – damit aber auch Nitrat und Nitrit.

Ein Produktbeispiel dafür wäre ein C-MEM Filter

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Filter für Hauswasser 750x400
Nachgeschaltete Reinigung

Wird Wasser für mindestens drei Minuten sprudelnd gekocht, sind die meisten Keime tot. Schwermetalle und Spurenelemente befinden sich aber nach wie vor im Wasser. Bei der Destillation von Wasser werden alle Stoffe mit Ausnahme der leicht flüchtigen (z. B. Lösungsmittel) entfernt. Zum Destillieren wird Wasser einfach gekocht und der Wasserdampf aufgefangen. Das Destillat ist weitgehend sauber, aber durch das Verfahren auch leider aller Salze und Mineralstoffe beraubt.

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Umkehrosmose

Mit Umkehrosmose lässt sich Wasser vollständig reinigen: raus kommt dabei sogenanntes Reinstwasser, das ungefähr so inhaltsarm wie Destillat ist, aber noch schwach elektrisch leitend. Im Gegensatz zum Destillieren braucht man jedoch keine Hitze, sondern nur Druck, der größer als der des osmotischen Gefälles ist. Mit dem Druck wird das zu reinigende Wasser durch eine extrem feine Membran gepresst. Das Verfahren wurde von der NASA entwickelt, um aus Urin trinkbares Wasser zu gewinnen und wird weltweit vom Militär zur Trinkwasseraufbereitung genutzt.

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lifesaver liberty bottle man in the wilderness
Desinfektionsverfahren

Neben dem Filtern von Wasser können verschiedene Desinfektionsverfahren eingesetzt werden. Zu den bekanntesten zählen der Zusatz von Chlor und die Bestrahlung mit Ozon oder UV-Licht. Bei der Desinfektion werden Bakterien, Viren, Pilze und Sporen unschädlich gemacht. Während für die Aufbereitung mit Chlor und Ozon geeignete Technik und Chemie zur Verfügung stehen muss, lässt sich eine UV-Bestrahlung auch mit einfachen Mitteln bewerkstelligen. Man benötigt lediglich PET-Flaschen und Sonne. Die unzerkratzten Flaschen werden zu dreiviertel mit Wasser gefüllt, zur Durchmischung mit Sauerstoffkräftig geschüttelt und dann für wenigstens sechs Stunden in die pralle Sonne gelegt – nicht grundsätzlich die ideale Methode für den kühlen Norden. Das Sodis-Verfahren kommt vor allem in Afrika zum Einsatz. Wer auf Nummer sicher gehen will kann sich auch kleine Wasserfilter für unterwegs zulegen. Diese gibts in unterschiedlichen Ausführungen. Einer der besten ist wohl die Legend 6000 UF. Sie kann bis zu 6000 Liter Wasser filtern. Ja ihr habt richtig gehört 6000 Liter. 

AutorIn

Axenia Schäfer

Chefredakteurin bei Quicumque
– Zeitschrift für autarkes Leben – Dieser Beitrag kommt von einer lieben Kooperationspartnerin von uns, die Immer wieder auch spannende Beiträge für unsere Webplattform liefert!

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