Was Würmer (und ihre Mitbewohner) können
Kompostieren ist wichtig, denn Kompost erhöht den Humusanteil im Boden. Ein Boden mit hohem Humusanteil speichert Nährstoffe und Wasser, ist Lebensraum für Bodenorganismen – große und kleine – und Humus bindet CO2. So weit, so bekannt.
Aber wie geht’s richtig? Wieviel Platz brauche ich? Stinkt das nicht? Brauche ich Kompost? Wie geht das nochmal mit den Schichten? Und schaffe ich das?
Die gute Nachricht: Kompostieren geht auch unkompliziert.
Heute stelle ich euch eine Art des Kompostierens vor, die dem, was in der Natur bei der Zersetzung von organischem Material passiert, weitgehend nachempfunden ist und so einige Grenzen der herkömmlichen Kompostierung überwindet. Ganz nebenbei entsteht auch noch der weltbeste Pflanzendünger (zugegeben, für diese Behauptung habe ich keine Beweise).
Kompostieren ohne Wurm
Der erste Schritt der Kompostierung, wie wir sie alle kennen, wird – grob vereinfacht gesagt – vor allem von Mikroorganismen erledigt. Damit diese effizient zu arbeiten beginnen, braucht es ein paar Voraussetzungen. Es ist unter anderem wichtig, eine gewisse Menge an Material zu haben, um die sogenannte Heißrotte in Gang zu bringen. Die Untergrenze beim herkömmlichen Komposthaufen liegt bei ca. einem Meter Seitenlänge. Auch das richtige Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnis ist entscheidend. Also Pflanzenreste mit hohem Stickstoffanteil (alles was grün ist) und Pflanzenreste mit hohem Kohlenstoffanteil (braun, z.B. gehäxelte Äste) sollten entweder durchmischt oder in Schichten gleichmäßig aufgebracht werden.
Nach der Rottephase ist der Kompost noch „scharf“ und man muss ihn „reifen“ lassen, d.h. das Material wird weiter zersetzt (von Bodenorganismen gefressen), bis es die richtige Struktur hat, um ausgebracht zu werden. Wer hier die Grundregeln nicht beachtet, wird vom Ergebnis enttäuscht sein.
Kompostieren mit Wurm
Wenn man sich in der Natur umschaut, wird man feststellen, dass die Bedingungen für eine Heißrotte nur sehr selten gegeben sind. Üblicherweise fällt abgestorbenes Material zu Boden – ohne dass jemand auf ein Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnis achtet – und wird dort langsam von Bodenorganismen zersetzt. Das heißt Pilze, Bakterien, Käfer, Würmer und viele andere fressen das Material in den unterschiedlichsten Zersetzungsstadien und die Ausscheidungsprodukte werden weiter gefressen. Diese oberste Bodenschicht ist in der Regel gut durchlüftet, wofür die Bodenorganismen auch selbst sorgen. So entsteht der fruchtbare Humus, der unsere Pflanzen ernährt.
Dieses Prinzip nutzt die Wurmkompostierung. Das heißt, es wird auf den Wurmkompost oder in die Wurmkiste laufend organisches Material aufgebracht, das von Kompostwürmern und ihren Mitbewohnern zersetzt wird. Ist das Material wieder etwas zusammengesunken, kommt neues Material drauf. Man kann auch laufend kleine Mengen aufbringen.
Ein Blick in den Wurmkompost: Kaffeesud, gebrauchte Küchenrolle, Bio Bananenschale,..
Was darf auf den Wurmkompost?
Auf den Wurmkompost darf alles, was einmal eine Pflanze war. Man muss mit Samen von Früchten und Wildkräutern etwas aufpassen, da diese beim Kompostierprozess nicht abgetötet werden und im Wurmhumus sehr gut wachsen. Es gibt drei Möglichkeiten damit umzugehen: Man lebt im Hobbygarten einfach mit Überraschungsbeeten. Wenn es nicht stört, dass zwischen den Erdbeeren eine Tomatenpflanze ihren Raum fordert und man einen entspannten Umgang mit Wildblumen im Rasen pflegt, können wirklich praktisch alle Pflanzenreste auf den Kompost.
Ist das keine Option, kommen Samen einfach nicht auf den Komposthaufen, oder man unterzieht Materialien mit Samen und Wildkräutern vor der Wurmkompostierung einer Heißrottephase, in der die meisten Samen abgetötet werden.
Bei genauem Blick erkennt man Springschwänze (die kleinen weißen auf der Kirsche) und Kompostwürmer
Man sollte darauf achten, das frische Material maximal zwanzig Zentimeter hoch aufzuschichten, um ein Faulen und auch eine Heißrotte zu verhindern und eine gute Durchlüftung zu garantieren – sonst stinkts! Außerdem muss ausreichend Feuchtigkeit für die großen und kleinen Kompostbewohner da sein. Den Rest erledigen Wurm & Co. selbständig.
Ein Vorteil dieser Art der Kompostierung ist, dass sie auch auf kleinem Raum gut funktioniert, zum Beispiel in einer Wurmkiste auf dem Balkon oder sogar in der Küche. Außerdem ist Wurmhumus, sobald die meisten Würmer ausgezogen sind, sofort als Dünger verwendbar (nach ca. 3 Monaten in kleinen Kisten). Es entfällt also auch aufwendiges Umsetzen und die Nachrottephase.
Mit Würmern kann man im normalen Gartenkompost kompostieren …
… oder auch mit einer Wurmkiste.
Wurmkisten gibt es bei wurmkiste.at →
Was macht Wurmhumus für Pflanzen so wertvoll?
Wenn man Wurmhumus in die Hand nimmt, stellt man fest, dass er eine feine Krümelstruktur hat. Das ist so, weil Wurmhumus aus lauter kleinen sogenannten Ton-Humus-Komplexen besteht. In diesen Krümeln sind Nährstoffe, Mineralstoffe, Mikroorganismen, Luft und Wasser gebunden. Und zwar so lange, bis die Pflanzenwurzel in die Ton-Humus-Komplexe eindringt und diese aufbricht. Bis dahin bleiben die Nährstoffe im Boden (oder im Blumentopf) und werden weder ausgeschwemmt, noch können sie die empfindlichen Wurzeln der Pflanzen verbrennen. Auch verhindert Wurmhumus dank der Krümelstruktur das Verschlämmen des Bodens und erhöht die Wasserspeicherfähigkeit.
Im Wurmhumus sind Nährstoffe, Mineralien, Mikroorganismen, Huminstoffe, Spurenelemente und natürliche Wachstumsregulatoren in Ton-Humus-Komplexen gebunden.
Auch die Zusammensetzung von Wurmhumus ist einzigartig. Neben den Hauptnährstoffen Stickstoff, Phosphor und Kalium, die in konventionellen Düngern in schier unglaublichen Mengen vorkommen können (und oft ohne Umwege ins Grundwasser gespült werden), enthält Wurmhumus auch Mikronährstoffe, Spurenelemente und natürliche Wachstumsregulatoren, sogenannte Phytohormone. Diese Phytohormone beeinflussen die Keimung und das Wachstum der Pflanzen positiv. Es macht daher Sinn, Samen vor dem Sähen ein paar Stunden in aufgeschlämmten Wurmhumus zu legen.
Ein entscheidender Bestandteil, der Wurmhumus von allen konventionellen Düngern unterscheidet, sind die lebenden Mikroorganismen. Und zwar nicht künstlich selektierte und gezüchtete einzelne Stämme wie in vielen um teures Geld erhältlichen Präparaten, sondern das gesamte Spektrum der bereits gut erforschten und auch der noch weitgehend unbekannten klitzekleinen Bewohner gesunder Böden. Sie helfen den Pflanzen Nährstoffe aus dem Boden zu lösen, diese besser aufzunehmen und gehen auf vielfältige Weise Symbiosen mit Pflanzen ein. Sie werden auch von der Pflanze aufgenommen und bis in die Blätter transportiert. Dort und im Boden halten sie Krankheiten und Schädlinge im Zaum. Es werden je nach Bedingungen im Boden und Bedürfnissen der Pflanzen andere Organismen aktiv. Es ist sogar so, dass Pflanzen die Fähigkeit besitzen durch zur Verfügung stellen von Nährstoffen und Absondern von Hemmstoffen „ihren“ Mikroorganismen-Zoo gezielt zu beeinflussen. Das Ergebnis sind starke, gesunde, robuste Pflanzen, die Krankheiten, Schädlingen und widrigen Umweltbedingungen einiges entgegen zu setzen haben.
Was mach’ ich damit?
All diese Eigenschaften von Wurmhumus können auf unterschiedliche Weise genutzt werden. Das beginnt mit dem Einlegen von Samen vor der Aussaat in mit (Regen-)Wasser vermischten Wurmhumus um eine rasche Keimung anzuregen. In die Saatrille eingebracht, ist Wurmhumus ein verlässlicher Nährstofflieferant für die erste Wachstumsphase.
Beim Umtopfen wird er der Erde als Bodenaktivator (Mikroorganismen) beigemengt und ernährt die Pflanze zuverlässig über lange Zeit. Zum Nachdüngen kann Wurmhumus oberflächlich aufgestreut, oder in Form von Düngekugeln zu den Wurzeln gedrückt werden (vor allem bei Teichpflanzen sind Düngekugeln eigentlich die einzige Möglichkeit der Anwendung im laufenden Betrieb).
Komposttee
Außerdem ist Wurmhumus das optimale Ausgangsmaterial zur Herstellung von Komposttee. Komposttee bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten zur vorbeugenden Stärkung und zum Schutz vor Schädlingen. Es gibt die Möglichkeit durch Zusätze von Kräutern (z.B. Brennnessel, Ackerschachtelhalm, Luzerne …) und Mikroorganismen-Futter individuelle Tees für bestimmte Pflanzenfamilien, Böden oder Schädlinge herzustellen.
Wurmkistenbesitzer befinden sich in der glücklichen Lage die einfachste Art der Anwendung für sich nutzen zu können: Man nimmt einfach das Sickerwasser aus der Wurmkiste und fügt es dem Gießwasser für die Pflanzen bei. Das ist ein Energydrink für Pflanzen.