Wäsche waschen, ohne die Umwelt zu belasten? Waschmittel, das gesund für die Haut ist? Auf das man nicht allergisch reagiert? Geht das? Ja – und zwar ganz leicht! Hier kommt die Rosskastanie! Waltraud Bieringer erzählt uns in diesem Gastartikel von ihren Erfahrungen.
Die Kastanie wächst bei uns in Wien zu Hauf’ und ist auch sonst weit verbreitet. Du musst Dich nur bücken: Schon hast Du ein supersauber-waschendes, 100%ig abbaubares Waschmittel gratis zur Verfügung. Die Samen der Rosskastanie haben viele wertvolle Inhaltsstoffe, die nicht nur der Wäsche, sondern auch der Haut gut tun. Einfach sammeln und zerkleinern, dann stehen sie Dir zu Diensten!
Was soll man beim Sammeln beachten?
Regel 1: Nur intakte Kastanien kommen in den Sammelkorb. Sind die Kastanien dreckig? Dann reinige sie mit lauwarmem Wasser, in das Du zur Unterstützung etwas Natron geben kannst. Regel 2: Nach dem Sammeln gleich weitermachen! Da Kastanien leicht schimmeln und sie auch bei richtiger Lagerung dann schnell sehr hart werden, solltest Du sie gleich weiterverarbeiten.
Wie mache ich Kastanienpulver?
- Kastanien vierteln (den Schleifstein für’s Messer kannst Du gleich bereit legen)
- Kastanienviertel (mit Schale) häckseln (mit der Küchenmaschine oder einem Häcksler)
- Kastanienpulver zum Trocknen auflegen
Ja, zugegeben, das Zerkleinern ist ein wenig mühsam. Dabei haben wir uns im Herbst nicht nur eine Schale unter die Nägel gerammt. Es ist jedoch wichtig, die kleinen Braunen Wasch-Wunder vor dem Weiterverarbeiten zu vierteln, sonst ist die Küchenmaschine kaputt. Die keucht auch ganz schön bei geviertelten Stücken. Da ist behutsames Vorgehen gefragt! Die Maschine am besten nur zu einem Drittel befüllen und gut zuhören, ob die Maschine der Belastung noch gewachsen ist. Wenn die Drehzahl der Maschine absinkt und Du das Maschinenöl riechst, solltest Du auf jeden Fall sofort (!!!) aufhören und ihr eine längere Pause gönnen. Eine Freundin hat leider schon eine Küchenmaschine zerstört – ja, Kastanien haben wirklich harte Schalen.
Nach dem Zerkleinern kommt die Trocknungsphase – unser Wohnzimmer ist in eine Kastanienpulvertrocknungshalle umgewandelt worden:
Natürlich könnte man das Kastanienpulver im Backofen oder im Dörrautomaten trocknen – aber wozu Energie verschwenden, wenn die Luft es ganz automatisch macht? Wichtig ist nur, dass das Kastanienpulver von allen Seiten gut belüftet wird. Und ein bis zweimal am Tag „wenden“, damit es gut und gleichmäßig trocknen kann.
Wir haben einen ausgeklappten Wäschetrockner aufgestellt, und eine Hängematte drübergelegt. Das hat gut funktioniert!
Der Aufwand, den man betreibt zahlt sich aus. Wenn das Pulver trocken ist, hat man für lange Zeit Waschpulver oder – dann weiterverarbeitet – Waschlauge zur Verfügung. Rosskastanienpulver kann man 3-4 Mal wiederverwenden, weil die Samen so viele Saponine in sich haben. Mit wenigen Kilos kommst Du also sehr, sehr lange aus.
Welche Methoden haben wir ausprobiert?
Methode Nummer 1:
Die Säckchenmethode:
Einen alten Socken nehmen, und 50 g getrocknetes Kastanienpulver oder 100 g frisches Kastanienpulver einfüllen. Da kriegen die übergebliebenen einzelnen Socken wieder einen Sinn! Gut verknoten und direkt zur Wäsche geben. Den Socken mit dem Pulver kann man mehrmals verwenden. Wichtig ist, ihn dazwischen gut aufzuhängen, oder auf die Heizung zu legen, damit das Pulver nicht zu schimmeln oder komisch zu riechen anfängt. Die Waschmaschine nur zu 2/3 füllen. Zusätzlich 50 ml guten Bioapfelessig ins Waschmittelfach leeren. Wenn man die Wäsche gut duftend haben will, kann man mit ätherischen Ölen arbeiten. Dazu einfach 5 – 10 Tropfen des gewünschten ätherischen Öls mit Wodka vermischen und ab ins Weichspülerfach damit. Am besten eignen sich Eco – Programme mit langer Laufzeit. Bei Kurzwaschprogrammen haben die Kastanien keine Chance, ihre Waschkraft zu entfalten.
Methode Nummer 2:
Die Rosskastanienkonzentratmethode:
Ein halbes Kilo getrocknetes oder ein Kilo frisches Rosskastanienpulver in ein großes Gefäß geben. Vier Liter Wasser dazu geben, und mit dem Pürierstab ordentlich mixen, mindestens eine Minute. Da sieht man schon die Saponine, die freigegeben werden, es schäumt dann ganz schön! Diese Mixtur lässt man einen Tag stehen. Danach seiht man die Kastanien ab und stellt sie zur Seite, da man sie gleich nochmal für die nächste Ladung ansetzen kann. (Ich habe sie viermal angesetzt.)
Die abgeseihte Flüssigkeit bringt man zum Kochen und lässt die Flüssigkeit auf 2/3 einreduzieren. Danach 200 ml guten Bioapfelessig hinzufügen, und noch heiß in 300 ml Gläser füllen. (Endlich hat sich mein Glassammelwahn ausgezahlt!)
Man kann ein Glas pro Waschgang verwenden. Auch hier kann man für einen guten Duft der Wäsche, wie bei der Säckchenmethode, mit ätherischen Ölen arbeiten.
Eigene Erfahrung:
Es ist eine Umgewöhnung. Man muss erst lernen, neutral riechende Wäsche als gut riechend zu erkennen. Wenn man einen stark schwitzenden Menschen in der Familie hat, dann kommt man nicht darum herum, zusätzlich 2-3 EL Natron in das Waschmittelfach zu geben, da man sonst den Schweißgeruch nicht aus der Wäsche bekommt.
Ich gebe auf jeden Fall der Einkochmethode den Vorzug. Ich habe das Gefühl mit der flüssigen Variante kommen die Waschstoffe besser an das Material heran. Die Wäsche riecht besser als mit der Säckchenmethode, und es ist einfacher zu handhaben.
Die Wäsche selbst ist weich und angenehm zu tragen und das Jucken der Haut, das ich bei herkömmlichen Waschmitteln hatte, ist endlich weg. Zusätzlich darf ich meinem Waschwahn endlich ohne schlechtes Gewissen freien Lauf lassen, da ich keinerlei Giftstoffe in die Abwässer leite. Ich möchte mit nichts anderem mehr waschen.
Quelle: Naturwaschmittel Rosskastanie – die heimische Waschnuss als ökologische Alternative von Gabriela Nedoma ISBN/EAN: 9783200042995