Auf dem Weg zu einem selbstbestimmten, autarken Wohnstil verzichtet man ja gern auf das eine oder andere Luxusgut, aber Kaffee? No way! Wir möchten herausfinden, wie man ohne großartigen technischen Schnickschnack und übermäßigen Stromverbrauch guten Kaffee macht. Die Espressomaschine ROK funktioniert ohne Strom, aber wird sie auch den Anforderungen von eingefleischten KaffeetrinkerInnen gerecht? Wir haben sie für euch auf Herz und Nieren getestet!
Testvorbereitung
Um Kaffee zu testen, ist großes Verlangen danach von Vorteil. Davon war bei uns mehr als genug vorhanden. Darüber hinaus brauchten wir natürlich ein Exemplar der stromlosen Espressomaschine von ROK, etwas Kaffeepulver, eine Tasse und kochendes Wasser (Ja, wenn man dazu wie in unserem Fall einen Wasserkocher verwendet, braucht man nach wie vor Strom. Erwischt! Es geht aber natürlich auch mit jeder anderen Wärmequelle, z.B. mit einem unserer kleinen Wunderkocher, über dem Lagerfeuer etc., oder man hat eben wie in unserem Wohnwagon genug Energie über die PV-Anlage zur Verfügung um auch mal ganz kurz einen Wasserkocher zu betreiben).
Unter die Lupe genommen
Das Gerät macht einen sehr stabilen, hochwertigen Eindruck; unkaputtbar möchte man meinen. Es besteht größtenteils aus einem chromfarbenen Aluminiumrahmen mit zwei mächtigen Hebeln an den Seiten, welche manuell betätigt werden, um Druck aufzubauen. Oben in der Mitte befindet sich das Druckgefäß aus hartem Kunststoff inklusive Filter und Dichtungsring. Es stellt sich die Frage, wann der Dichtungsring wohl ersetzt werden muss, beigelegt sind jedenfalls 2 Ersatzringe. Bei unserem Exemplar ist er noch top in Schuss. Sobald sich das ändert, lassen wir es euch wissen. Unterhalb wird der Siebträger mit dem Kaffeepulver befestigt, wie bei jeder anderen Gastro-Kaffeemaschine auch.
Gehn wir's an!
Das Wasser kocht beinahe, ...
…es kann losgehen! Wir geben etwas Kaffeepulver in den Siebträger, verdichten es und achten auf eine glatte, homogene Oberfläche. Danach setzen wir den Siebträger unterhalb des Aluminiumrahmens ein.
So weit so gut, nichts Neues für Kaffee-Liebhaber. Wir nehmen kochendes Wasser, lassen es ein wenig abkühlen, und füllen dann damit das Druckgefäß auf.
Bei einer Brühtemperatur von 90-96°C entfalten sich die Aromastoffe am besten. Wieviel Wasser man verwendet, ist Geschmackssache. Weniger Wasser bedeutet stärkeren Kaffee, dies hängt jedoch auch davon ab, wieviel Kaffeepulver in den Siebträger gegeben und wie stark dieser verdichtet wurde. Man sollte das durchsichtige Druckgefäß zu maximal 2/3 füllen, da es ansonsten im nächsten Schritt überschwappen könnte.
Hands on!
Nun kommt ein bisschen Muskelkraft ins Spiel: Wir bewegen die seitlichen Hebel langsam, aber stetig ganz nach oben. Das Wasser läuft dabei durch den Filter und gerät mit dem Kaffeepulver in Kontakt. Damit es komplett durchfeuchtet und ein wenig aufquillt, drücken wir die Hebel wieder ein bisschen nach unten und warten einen Moment.
Wir können es nun wirklich kaum mehr erwarten: Her mit dem Kaffee! Dazu bewegen wir die Hebel wieder nach oben und anschließend ganz nach unten.
Frischer Kaffee ergießt sich in die Tasse und kräftiges Aroma steigt uns in die Nase! Wenn der Druck in den Hebeln und dadurch der Kaffeefluss etwas nachlässt, wiederholen wir diesen Schritt, bis die Tasse voll ist. Im Idealfall dauert der Extraktionsvorgang nicht länger als 20 Sekunden. Fertig ist unser doppelter Espresso! Sollte noch etwas Restwasser übrig sein, pressen wir es in einen separaten Behälter. Der Kaffeesatz wird dadurch gut entfeuchtet und ist leicht zu entsorgen.
Testergebnis nach Kategorien:
Autarkie-Faktor: 8 von 10 Punkten – Eigentlich verdient dieses stromlose Prachtstück die volle Punktezahl, aber man benötigt nach wie vor kochendes Wasser. Wenn es draußen stürmt und schneit und die Energie von der Photovoltaik nicht reicht, muss ich extra ein Feuer machen oder das Wasser mit einer Gaskartusche zum Kochen bringen. Also 8 Punkte.
Öko Fußabdruck: 8 von 10 Punkten – Das in London gefertigte Gerät besteht aus Qualitätsmaterialien, weist eine hochwertige Verarbeitung auf und hat eine Garantie auf 10 Jahre im Gepäck. Einer hohen Lebensdauer steht also prinzipiell nichts im Wege, wobei die Frage nach den Verschleißteilen (vor allem Dichtungsring) unbeantwortet bleibt. Angesichts der langen potenziellen Nutzungsdauer relativieren sich die negativen Umweltauswirkungen in der Aluminiumproduktion, zudem sind der Ressourcenverbrauch bei der Nutzung sehr gering (Stromsparfaktor) und die Recyclingfähigkeit von Aluminium äußerst gut. Beinahe maximale Punktezahl!
Lifestyle & Spaß: 9 von 10 Punkten – Stromlos Kaffee machen, das ist ein klares Statement, welches bei etwaigen Gästen Interesse und Neugierde begründet! Eine Einladung, sich spielerisch mit der Funktionsweise vertraut zu machen, herumzuprobieren und zu wissen, was guten Kaffee ausmacht. Erfahrungen auszutauschen und auch mal zuzugeben: “Oje, diese Tasse Kaffee ist mir misslungen…” Denn es schmeckt wohl keine Tasse Kaffee wie die vorige. Individuelle Vorlieben entstehen, jeder entwickelt seinen eigenen “Dreh”, oder besser gesagt, seinen eigenen “Druck”. Es steckt jede Menge Potenzial in diesem Produkt, für jemanden selbst aber auch für eine Gruppe.
Praktisch: 6 von 10 Punkten – Seien wir uns ehrlich: Es gibt weitaus praktischere, das heißt zeitsparendere und einfacher (nämlich per Knopfdruck) zu bedienende Espressomaschinen! Damit sind jedoch auch meist eine höhere Fehleranfälligkeit und häufigere Wartung verbunden.
Innovativ: 8 von 10 Punkten – Innovationen müssen nicht immer mit High-Tech zu tun haben, es reicht manchmal eine simple Neukombination bereits existierender Dinge. Unsere Frage an die Hersteller, mit Augenzwinkern: Wie schaut’s aus mit einer manuellen Wassererhitzung?
FAZIT:
Die stromlose Espressomaschine ROK ist eine leiwande Art, echt guten Espresso ohne Stromanschluss zu machen. Autark und selbstbestimmt. Etwas ungewohnt zu Beginn, jedoch mit hohem Spaß-Faktor!