Nein, dieser Artikel handelt nicht von den angeblich feinsten Grilltricks, den ausgefallensten Fleischmarinier-Künsten oder den trendigsten Grillmeisterschürzen. Anleitungen, wie man(n) seinen Premiumgrill bedient und damit Freunden und Bekannten imponiert, gibt es wie Sand am Meer. Hier erfährst du, wie man in freier Natur Essen zubereitet! Stock und Stein statt Hollywoodschaukel, Finger (inklusive Dreck unter den Fingernägeln) statt Salatbesteck und Stirnlampengeblitze statt Flutscheinwerfer.
Worauf wir aber nicht verzichten: Gutes Essen!
Nur weil man alle Kochutensilien auf einer Hand abzählen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass FeinschmeckerInnen nicht auf ihre Kosten kommen. Ein großer Auftrag für einen kleinen Blog, denn zu einem guten Essen trägt Vieles bei, z.B. Zutaten, Kochkünste, Rezepte,… – man kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Wir nähern uns dem Thema darum häppchenweise. Dieses Mal handelt es sich um Hitze und Feuer. Egal, was gekocht werden soll, ohne geht’s wohl nicht! Welche Möglichkeiten haben wir für ein gstandenes Essen in der Wildnis?
Gehn wir's an!
Offene Feuer
Ein offenes Feuer hat jeder schon mal gemacht. Aber: Zum Kochen eignen sich bestimmte Feuertypen besser als andere. Das Feuer soll ja in erster Linie nicht Wärme oder Licht spenden (zu dem Zweck gibt’s andere Feuertypen), sondern unserem Essen so richtig Dampf unterm Hintern machen. Darum wollen wir viel Glut auf begrenzter Fläche, die nicht seitlich, sondern gerade nach oben abstrahlt, direkt zu unserem Kochtopf.
Sternfeuer:
Das geht so: Zunächst formt man einen kleinen, kompakten Haufen aus leicht brennbaren Materialien wie Kleinholz, Reisig, oder Heckenmaterial (Papier/Karton als Unterstützung). Dann „setzt“ man eine Pyramide aus etwas dickeren Stöcken auf den Haufen. Nicht komplett abdecken, damit genügend Luft ins Innere kommt. Ringsherum nun sternförmig Holzscheite anlegen (siehe Grafik), sodass die innen liegenden Enden zuerst abbrennen. Während dem Kochen kann man nun die Holzscheite immer weiter nach innen schieben und so das Feuer kontrollieren. Kochtopf darüber hängen, und voilá! Kochtopf darüber hängen? Zum Beispiel mit einer einfachen Holzsteckenkonstruktion! Hier siehst du wie’s geht (nach unten scrollen).
Grubenfeuer:
Das Grubenfeuer eignet sich gut zum Kochen, denn es gibt fast ausschließlich nach oben Hitze ab. Zudem verbrennt man sich nicht die Beine und die Glut hält recht lange. Allerdings spendet es weniger Wärme und Licht.
Am Anfang gräbt man ein Loch von ca. 50cm Tiefe und 40-70cm Durchmesser. Wände mit Stöcken und/oder kleinere Stämmen auskleiden (senkrecht anlehnen), in die Mitte kommt ein Haufen leicht brennbares Material zum Anzünden. Gib Acht bei der Standortwahl, Wurzeln können unterirdisch durchglühen!
Jägerfeuer:
Zunächst geht man gleich vor wie beim Sternfeuer: Pyramide auf Haufen. Dann jedoch legt man mehrere dicke Äste/Stämme in V-Form um das Feuer. Dabei deutet die Spitze des V in die Richtung, aus welcher der Wind kommt und liegt möglichst nah an der Glut. Das Jägerfeuer ist recht praktisch, da es die Glut vor Wind schützt. Im Idealfall kann man den Kochtopf direkt auf die beiden Holzstämme an der Spitze des V stellen.
Standortwahl für offene Feuer
Wähl’ einen Ort aus, der ein Stück verbrannte Erde verkraften kann, denn das lässt sich bei einem offenen Feuer nicht vermeiden. Dazu eignet sich eine Kiesbank, ein Strand oder Ähnliches. Ansonsten empfiehlt sich ein Grubenfeuer, das kannst du danach einfach wieder zuschütten (Glut vorher löschen).
Bevor du zündelst, solltest du den Untergrund säubern: Alle brennbaren Materialien entweder in die Mitte scharren und mitverbrennen, oder außer Reichweite bringen, um zu verhindern, dass sich das Feuer ausbreitet.
Noch zum Thema Waldbrand: Offenes Feuer ist einer der Hauptursachen! Also dem eigenen Verstand folgen: Genügend Abstand zu Bäumen, Büschen und Gräsern, Witterung beachten, Windrichtung, usw. Um für den Notfall gewappnet zu sein, wenn sich das Feuer tatsächlich selbstständig macht, empfiehlt sich ein Standort in der Nähe eines Gewässers. Während einer Dürre verzichtet man aber besser auf’s Feuermachen.
Sonst noch zu Vermeiden:
• Holz beim Bauern klauen
• Feuer im Naturschutzgebiet
• Chemische Grillanzünder (giftig und umweltschädlich)
• Müll in der Natur liegen lassen
• Plastik und anderen Müll verheizen
• Feuer während starker Trockenheit
Innovative Systeme
Biolite Campstove:
Mit dem tollen Ding kochst du dein Süppchen und lädst dein Handy auf – gleichzeitig! Äste sammeln, in den Biolite geben und anzünden. Kompakt, schön und innovativ, da Stromerzeugung aus Wärme mittels thermoelektrischen Generators. Aufladen kann man z.B. Handys, Mp3-Player, LED-Taschenlampen, Batterieleuchten und Akkus, allerdings muss der Anschluss passen (evtl. um einen Adapter kümmern).
Steck – Hobos:
Bushbox: Ein kleiner, handlicher Steck-Hobo. Ein was? Ein rechteckiges Gestell aus dünnen Edelstahlplatten, die ineinander gesteckt werden. Lego für Outdoorfans sozusagen, und zwar mit Funktion! Die Bushbox eignet sich nämlich hervorragend für den Betrieb mit unterschiedlichen Brennstoffen wie Holz, Brennpaste, Trangia, Esbit, usw. Sehr nützlich ist die integrierte Aschepfanne. Schont den Boden.
Pyrolysekocher: Pyro-was?? Dieses Ungetüm von Wort zählt meist wohl nicht zum Standard-Wortschatz. Das wollen wir ändern, zumal es keine „Rocket Science“, sondern relativ einfach zu verstehen ist.
Funktionsprinzip eines Pyrolysekochers. Quelle: Ithaka-Journal
Im Prinzip handelt es sich um sauerstofflose Verbrennung von Biomasse wie Holz und Stroh, welche sich dabei in Pflanzenkohle verwandelt (nein, eben nicht zu Asche). Gleichzeitig entweicht ein Holzgas, welches im nächsten Schritt verbrannt wird (dieses Mal ganz gewöhnlich mit Sauerstoff) und dabei die fürs Kochen nötige Hitze bereitstellt. Im Internet findest du dazu auch etwas unter (Mikro-)Vergasung von Biomasse und TLUD (top-lit updraft) gasifier.
Wozu der ganze Aufwand, wir wollen doch einfach nur kochen!? Schon klar, aber im Vergleich zu offenen Feuern und Outdoorkochern gibt es einige Vorteile:
1. Die Verbrennung ist besser, die in der Biomasse enthaltene Energie wird effizienter genutzt.
2. Es entsteht viel weniger Rauchgas und damit weniger gesundheitschädliche Emissionen wie Kohlenmonoxid und Stickstoffoxid-Verbindungen.
3. Egal ob Holzreste, Pellets, Gartenschnitt oder Gemüseschalen, der Pyrokocher ist ein “Allesfresser”, halbwegs trocken sollte es jedoch sein, dann passt’s! Wieder CO2 gespart, durch lokale Ressourcen.
4. Mit etwas Erfahrung und nach ein paar ambitionierten Versuchen kann man damit nicht nur anständig kochen sondern auch hochwertige Pflanzenkohle produzieren, die großartige Dienste als Bodenverbesserer leistet! Darüber wussten schon die Ureinwohner im Amazonasgebiet Bescheid, such doch einfach mal im Internet nach Terra Preta oder klick hier. Wir haben auch schon mal über das Wunderding Kohle berichtet. Den Beitrag findest du hier.
Überzeugt? Gut!
Einen Pyrolyse-Kocher kauft man sich, oder, und nur das macht einen wahren Survival-Profi aus, man bastelt ihn einfach selbst aus alten Konservendosen! Dazu zwei aufschlussreiche Video-Anleitungen:
Wer nicht über das nötige Werkzeug und Handwerksgeschick verfügt, kauft sich den Sampada Kocher dann wohl lieber fertig. 😉
Pyrolysekocher haben auch großes Potential in der Entwicklungsarbeit: Weniger schädliche Emissionen (die offenen Kochstellen sind ja oft noch im Inneren des Hauses!), Verwendung des eigenen Bio-Abfalls als Brennstoff. Und: erfreulicher Nebeneffekt Pflanzenkohle! Verbessert die Böden und könnte man sogar verkaufen!
Den Biolite Campstove gibt’s in unserem Shop.
Kompakte Feuerschalen & Grillroste
Kleine Feuerschalen und Grillroste bedeuten zwar extra Gepäck, vereinfachen das Feuermachen jedoch stark: Der Untergrund spielt damit fast keine Rolle mehr. Deine Kochstelle ist damit an vielen Standorten möglich! Aufgrund der kleinen Ausmaße ist weniger Brennmaterial notwendig, aber es können dafür auch nur weniger hungrige Mäuler gestopft werden (kleinere Topf-Aufsätze).
Echt bequem sind kleine, leicht verstaubare Grillroste. Zusammenschrauben, über die Feuerschale stellen und los geht’s!
Grilliput Firebowl and BBQ Grill
Die schnelle Outdoor-Kochlösung für 2-3 knurrende Mägen: Das Grilliput Duo Set von UCO. Es lässt sich einfach zusammen- und wieder auseinanderbauen, besteht aus widestandsfähigem, rostfreiem Stahl und ist spülmaschinenfest. Mit integriertem Schmutzentferner. Kompakt verstaut auch noch. Sehr fein. Ein Minus: nicht höhenverstellbar.
Bald findest du in unserem Autarkie-Shop eine feine Auswahl an weiteren mobilen Küchenspielzeugen.
Kocher
Die Qual der Wahl: Welcher Kocher ist der richtige für mich? Man sollt ein bissl aufpassen, denn es gibt da große Leistungsunterschiede bei verschiedenen Temperaturen und Höhenlagen.
Gaskocher:
Diese gibt es als Aufsatz für Gaskartuschen oder als Gestell mit separatem Kartuschen-Anschluss. Unter „normalen“ Umständen sind Gaskocher oft die erste Wahl, da recht billig, handlich und wenig Gewicht. Aber halt: Ukraine, Gas-Prom, nicht erneuerbarer Energieträger, eh schon wissen… In großen Höhen und bei niedrigen Temperaturen sollte man nicht auf Gaskochser setzen, da Gas beim Brennvorgang relativ viel Sauerstoff benötigt, Mangelware im Hochgebirge. Unter 0°C kommt zudem kaum noch Gas aus der Kartusche, da ist man mit Benzin- und Mehrstoffkochern besser beraten.
Als Brennmaterial für Gaskocher empfehlen sich Mischungen aus Butan und Propan, diese sind kältebeständiger als reine Propan- oder Butankartuschen. Falls mit Multi-Mount-Anschluss ausgestattet, ist dein Gaskocher mit beinahe allen im In- und Ausland erhältlichen Gaskartuschen kompatibel.
Gaskartuschen darf man nicht im Flugzeug transportieren! Auch nicht leiwand: Gaskartuschen sind nicht wiederbefüllbar und verursachen dadurch jede Menge Abfall.
Benzinkocher:
Ein Benzinkocher bestehen aus einer befüllbaren Brennstoffflasche und einem Brennkopf. Sie haben einen guten Heizwert, sind aber nicht ganz einfach in der Handhabung, da sie jedesmal vorgewärmt und generell gewartet werden müssen. Du betreibst ihn mit Reinigungsbenzin aus dem Baumarkt, oder mit der billigeren Alternative: bleifreies Benzin von der Tankstelle.
Erste Wahl bei niedrigen Temperaturen!
Auch hier gilt: Kein erneuerbarer Rohstoff. Und er darf auch nicht ins Flugzeug. Weiteres Manko: Benzin kann auslaufen – Sauerei im Rucksack. Stinkt ordentlich!
Spirituskocher
Diese sind nicht allzu teuer, einfach zu bedienen und leisten auch bei Wind einen passablen Dienst. Der Nachteil ist der schlechte Heizwert du brauchst also etwas mehr Zeit um dein heißes Süppchen zu kochen als mit einem Benzin- oder Gaskocher.
Aber: Großes Plus: Spiritus ist speziell behandelter Alkohol (er wurde “vergällt”) und wird meist aus Pflanzen durch Gärung hergestellt – also wen man ein bisschen an Nachhaltigkeit usw. denkt – schon um einiges besser!
Bei Temperaturen unter 0°C muss Spiritus vorgewärmt werden.
Dann mal los! Dem Kochvergnügen in der Wildnis steht nix mehr im Weg. Such dir deine Outdoor-Koch-Lösung und dann: Raus hier! Ab in den Sommer!
Quellen:
- http://outdoorkochen.blogspot.co.at/
- http://www.ithaka-journal.net/kochen-mit-bioabfallen-und-dabei-kohle-produzieren
- http://de.scribd.com/doc/81595888/Micro-Gasification-Cooking-With-Gas-From-Biomass#scribd
- https://kanukraft.wordpress.com/2014/04/22/die-zukunft-ist-erneuerbar-pyrolyse-ofen/
- https://el-carbonero.de/
- http://www.stoves.bioenergylists.org/taxonomy/term/113
- http://www.drtlud.com/tlud-technology/introduction/
- http://www.mybackpacking.de/2010/02/13/die-richtige-outdoor-ausruestung-teil-1-kochen/
- http://www.feingeschmack.de/info/Outdoor-Cooking—Kochen-im-Freien-205.html
- http://www.outdoor-tipps.com/tipps-tricks/campingkocher-uebersicht-kaufberatung/
- http://www.campz.at/outdoor-camping-ausruestung/campingkueche/campingkocher.html
- http://camping-kocher.com/
- http://www.bergfreunde.de/outdoor-kocher/
- http://www.testberichte.de/camping/3204/campingkocher.html
Weitere Tipps:
Pfanne mit guter Beschichtung / robuster Topf (mit Deckel!!)Kochutensilien nicht vergessen (Grillzange, Grillhandschuh, Anzünder, Kochlöffel, Teller, Besteck - je nachdem wie viel Luxus dabei sein soll)
Gewürzmischungen (z.B. die von Sonnentor)