Finanzierung für Tiny House – Wie geht’s?

Theresa Mai im Gespräch mit Sven Schröder von der PSD Bank

Die PSD Bank bietet eigene Tiny House Finanzierungen an – warum treibt euch das um und welches Potential seht ihr in der Zukunft?

Als kleine Genossenschaftsbank schauen wir immer, wie wir uns einbringen können und welche Nische wir nutzen können. Tiny Houses sind für uns aus zwei Gründen besonders interessant: Einerseits die reduzierten Kosten, die diese Wohnform für viele Kunden leistbar macht und andererseits der ökologische Fußabdruck. Es macht absolut Sinn, dass man nicht zu zweit auf 180 m2 wohnt. Wir denken, dass das durchaus für einen Teil der Bevölkerung eine interessante Wohnform werden wird! Zu Beginn gab es keine vernünftige Lösung für die Finanzierung, daher haben wir uns um die Entwicklung von einem passenden Angebot bemüht.

Was ist die Schwierigkeit in der Tiny House Finanzierung für Banken und wie habt ihr das Problem gelöst?

Die Problematik ist, dass das Tiny House nicht Bestandteil des Grundstücks wird, das heißt das Grundstück kann nicht als Sicherheit beliehen werden. Im einfachsten Fall entfernt der Kunde das Haus einfach vom Grundstück und dann ist die Sicherheit hinfällig. Wir haben daher eine Hybridlösung aus Konsumentenkredit und Immobilienfinanzierung geschaffen. Wir wollten bewusst keinen Ratenkredit auf maximal 10 Jahre anbieten, sondern eine Finanzierungsmöglichkeit mit 20 Jahren Rückzahlungsdauer und kleineren Raten. Das war die Herausforderung! Bei uns funktioniert das heute mit einer Sicherheitsübereignung ähnlich wie bei einer KFZ-Finanzierung. Das Tiny House dient also mit einer Art Eigentumsvorbehalt als Sicherheit und damit wird es für uns als Bank darstellbar.

Und wie sieht euer Angebot dann konkret aus?

Wir haben ein fest definiertes Produktangebot mit maximal 100.000 €, die für das Tiny House ausgeben werden können. Diesen Rahmen kann der Kunde abrufen. Wichtig: Die Finanzierung ist für das Tiny House, nicht aber für Grundstücksvorbereitung, Transport usw. Wenn ein Grundstück separat dazu gekauft wird, kann dieses mit einer Grundschuld über eine Immobilienfinanzierung mitfinanziert werden. Das ist dann separat zu betrachten. Wir schreiben aber nicht vor, dass das Tiny House auf einem eigenen Grundstück steht, es klappt auch, wenn es auf einem Pachtgrundstück steht.

Je nachdem, was das Tiny House final kostet, samt Transport und Co., ist der Rest entweder aus Eigenmitteln zu finanzieren oder aber der Kunde kann es nochmal anders finanzieren, wenn die Möglichkeit dafür besteht.

Die Laufzeit für den Kredit beträgt bis zu 20 Jahre, er kann aber auch früher zurückgezahlt werden. Die Zinsbindung ist auf 10 Jahre ausgelegt. Die Kunden können hier auch mit Sonderzahlungen von bis zu 5% p.a. arbeiten. Die Sondertilgungsoption ist immer kostenfrei im Angebot enthalten.

Wird gleich zu Beginn der ganze Kredit ausgezahlt und muss ich dafür gleich Zinsen zahlen oder geht das nach Bauphase?

In der Auszahlung werden ebenfalls die klassischen Bauphasen berücksichtigt und der Kunde kann den Kredit schrittweise abrufen. Die ersten 9 Monate ist der nicht abgerufene Betrag dann zinsfrei. Damit kann man die erste Anzahlung auch schon aus dem Kreditbetrag finanzieren und spart sich für den Rest aber noch die Zinsen.

Wann ist denn keine Finanzierung bei euch möglich?

Wir schauen immer auf die Bonität des Kunden. Für uns gilt beim Tiny House die gleiche Bonitätsanforderung, wie bei einem Haus aus Holz und/oder Stein: Der Kunde muss sich mit seiner aktuellen Situation die Kreditrate leisten können. Wenn der Kunde in seinem Tiny House wohnen möchte, müssen wir keine weiteren Ausgaben für Miete ansetzen, was sich viele andere Banken auch nicht trauen. Wir können das darstellen. Wenn der Kunde sagt „Ich brauch nicht mehr Platz, der eh nur vertaubt“ ist das zu akzeptieren und dann setzen wir auch keine weiteren Kosten fürs Wohnen an. Wichtig ist aber dennoch, dass die Finanzierung solide steht und nicht beim „kleinsten Windstoß“ alles zusammenfällt.

Eine Einschränkung gibt es noch: Selbstständige & Freiberufler können wir nicht finanzieren.

Gibt es bei euch eine Beschränkung in der Größe für das Bauprojekt? Wie lange ist man „Tiny“?

Wir haben keine feste Quardratmetergrenze für Tiny Houses. Beim Tiny House ist uns nur wichtig: Es bleibt mobil, egal wie groß die Wohnfläche ist. Ab einer gewissen Größe reicht ggf. der eigene PKW nicht mehr aus und es bedarf hier z.B. ein Sattelschlepper oder Tieflader. Bei sehr großen Modulhäusern schauen wir, inwieweit die Mobilität gegeben ist und ob es sich nicht eher um ein Fertighaus handelt, dann könnte auch eine Immobilienfinanzierung möglich sein. Das geht dann allerdings nur mit eigenem Grundstück. Dann wird auch eine Grundschuld hinterlegt und es gelten dieselben Rahmenbedingungen wie bei der gewöhnlichen Immobilienfinanzierung. Die Wohnflächenuntergrenze bei einer klassischen Immobilienfinanzierung liegt hier bei 30m².

Warum?

Das liegt in dem Fall hauptsächlich an der Verwertbarkeit dieser Immobilien am Markt. Der Nutzerkreis dieser Micro-Apartments ist sehr klein. Egal, ob es jetzt der Traum vom Tiny House oder vom normalen Haus ist, wir möchten, dass sich unsere Kunden ihr Heim bis zum Ende auch leisten können und wir nicht in eine Verwertung gehen müssen.

Sie sind eine Genossenschaftsbank – was macht das aus? Wie ist das entstanden?

Wir kommen aus der Gruppe der Postspar- und Darlehensvereine und waren als Verein organisiert. 1998 haben wir uns neu als Genossenschaftsbank aufgestellt. Als Genossenschaft haben wir nicht den Ansatz eine Gewinnmaximierung darstellen zu müssen. Für uns steht dabei die Nutzengenerierung für unsere Kunden und Mitglieder im Fokus, d.h. gute Lösungen für anbieten.

Wie viele Mitglieder gibt’s?

Rund 28.000 Mitglieder gibt es aktuell und grundsätzlich kann jeder den Antrag stellen, auch Genossenschaftsmitglied zu werden und damit auch Anteilseigener der Bank zu werden. Mit dem Erwerb der Mitgliedschaft ist das Mitglied auch Mit-Eigentümer und kann sich, wenn man möchte, auch näher engagieren. Damit weiß ich, das ist meine Bank, und nicht nur Dienstleister.

Im Genossenschaftsmodell sehen wir ebenfalls viel Potential und haben ja auch für unser Projekt in Gutenstein die Dorfschmiede gegründet, mit der wir gemeinsam Immobilien finanzieren mit investierenden Mitgliedern.

Ja diese gemeinschaftlichen Gedanken sind spannend. Wir engagieren uns übrigens auch im Tiny House Verband in Deutschland, um das Thema präsenter zu machen und voranzubringen.

Gemeinschaftliche Konzepte sind auch bei der Grundstückssuche bei uns immer wieder ein Thema, in unseren Webinaren zum Thema Grundstückssuche versuchen wir unseren KundInnen immer Denkabstöße zu liefern, wie sie bestehende Flächen besser nutzen können, neue Nachbarschaften gründen und sich zu einem Haus oder einer Landwirtschaft dazu stellen können.

Wir haben tatsächlich auch viele solcher Kunden, die ihr großes Haus aufgeben und das Tiny House als festen Punkt nutzen und sich da zusammen tun mit Freunden, Familien und auch Projekten. Wir sind beispielsweise auch beim Ecovillage engagiert, dem aktuell größten Tiny House Projekt in Deutschland.

Wow, da sind Sie ja sehr umtriebig!

Ja wir sehen das auch von der ökologischen Seite und sehen da viel Potential in der Zukunft!

Das freut mich sehr zu hören, dass Sie das als Bank auch so sehen.

Wir freuen uns über die Resonanz am Markt und ich bin jedes Mal stolz, wenn ich sehe, dass wieder der Traum vom Tiny House realisiert worden ist. Das Angebot macht auch einfach Sinn mit einem System, das jeder versteht. Schön, wenn wir dazu beitragen können, dass sich Menschen ihre Träume erfüllen können!

Danke für das Gespräch und den Austausch.

Website der PSD Bank:

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