Bio-Toiletten – Wie aus Scheiße Gold wird

Täglich spülen wir wertvolle Nährstoffe achtlos die Toilette runter. Gleichzeitig müssen wir unsere überbeanspruchten Äcker mit jeder Menge Kunstdünger bearbeiten. Doch es gibt Alternativen! Biotoiletten zeigen, wie es gehen könnte!

Durch die Produktion unserer Nahrung entziehen wir dem Boden Nährstoffe. Egal wohin man schaut – alle Urvölker wussten, dass man diese Nährstoffe wieder zurück in den Kreislauf bringen muss, um das Gleichgewicht zu erhalten.

Also: Befassen wir uns mal mit dem Ende unserer Nahrungskette, das auch wieder der Anfang eines Kreislaufs sein könnte!

Schwarzwasser und Grauwasser

Was das ist und warum eine Trennung unglaublich viel Chemie – Wahnsinn verhindern könnte?

Also: Befassen wir uns mal mit dem Ende unserer Nahrungskette, das auch wieder der Anfang eines Kreislaufs sein könnte!

In unserem Abwassersystem mischen Schwarzwasser aus der Toilette mit dem Grauwasser aus Abwasch, Waschmaschine und Dusche – obwohl das  10.000 bis 100.000 mal weniger pathogenen Bakterien enthält als das Schwarzwasser. Die Schadstoffbelastung besteht im Grauwasser überwiegend aus Seifen, Waschmitteln (Reinigungs-, Wasch-, Spül-, Körperpflegemitteln, etc.), Fetten und manchmal Phosphaten, die in manchen Waschmitteln vorkommen.

Bemerkenswert ist die quasi vollständige Abwesenheit von:

  • organischen Stickstoffverbindungen (Proteine, Harnstoff)
  • Rückstände von Medikamenten (Östrogen, Antibiotika)
  • und organische Phosphorverbindungen metabolischen Ursprungs

 

Die Aufbereitung von diesem Grauwasser für eine Rückführung in den Kreislauf müsste also anderen Kriterien als für das Schwarzwasser gelten.

Durch die Vermischung muss es aber genauso aufwändig chemisch gereinigt werden. Wenn man darüber nachdenkt, wie man zu Wasser – Autarkie kommen kann – damit befassen wir uns in einem der nächsten Beiträge noch genauer – heißt das also ganz klar: Trennung von Schwarz- und Grauwasser! Fäkalien haben in unserem Wassersystem eigentlich nichts verloren. Aber was tun mit Urin & Co?
Biotoiletten funktionieren ohne Strom und sind völlig geruchsfrei!

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Biotoiletten funktionieren ohne Strom und sind völlig geruchsfrei!

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Zurück in den Kreislauf

Kreislaufdenken

Die beste Möglichkeit, die ich gefunden habe: Bio – Toiletten (Trocken-Trenntoiletten, Humustoiletten oder wie sie sonst so heißen). Diese Systeme sind vom normalen Wasserkreislauf unabhängig und funktionieren so: Über eine spezielle Vorrichtung (hinsetzen!) trennt man flüssige und feste Ausscheidungen und macht aus beiden Teilen wieder besten Dünger.

Das geht! Urin an sich ist schon mal völlig keimfrei und kann, separat gesammelt und 1:10 verdünnt direkt im Garten zum Gießen verwendet werden.

Bei den festen Ausscheidungen ist wichtig, dass sie nicht zu nass werden, um Fäulnisprozesse zu verhindern. Also weg vom Urin! Darum verwendet man bei den Bio – Toiletten noch eine Einstreu zusätzlich zum normalen WC-Papier, die man nach jeder Session einfach „einstreut“.

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Die Einstreu

Als Einstreu für die Bio – Toiletten eignet sich alles, was trocknet – auch einfache Sägespäne. Nach ein bisschen Entwicklungsarbeit gemeinsam mit der Firma SONNENERDE haben wir aber festgestellt, dass eine spezielle Mischung aus Holzkohle, Steinmehl und Biofasern, einem Abfallprodukt aus der Biogasherstellung, den Kompostiervorgang nochmal verbessert.

Die Biofasern sind wichtig, um die Feuchtigkeit zu entziehen. Fäulnisprozesse kommen so gar nicht erst in Gang. Die Holzkohle mit dem Kohlenstoff bindet nicht nur Feuchtigkeit sondern auch Gerüche und bietet ein hervorragendes Zuhause für die nützlichen Mikroorganismen, auch Nähr- und Schadstoffe werden hier gebunden.

Mit dieser speziellen Streu startet man einen Prozess zur Produktion von Schwarzerde (eben nicht nur normalen Humus, dafür würde auch Sägespäne reichen, sondern besonders stabile, reichhaltige Erde). Terra Preta heißt diese Schwarzerde. Wer glaubt, das ist jetzt komplizierte Biotechnologie hat Recht und unrecht: Die Indios im Amazonasgebiet haben das schon eine ganze Zeit vor uns gewusst.

Nach dem braven Einstreuen, wenn der Behälter nach einigen Wochen/Monaten voll ist, nimmt man den hygienisch verschlossenen Behälter einfach aus der Toilette und: Auf den Kompost damit. Gemeinsam mit anderem organischen Material und Erde vermischt kompostiert die Mischung hier noch nach. Sechs Monate später sind auch eventuelle Krankheitserreger weitgehend abgebaut, die besten Voraussetzungen zur Entstehung von Terra – Preta Erde sind geschaffen!

Die Toiletten – Einstreu gibt es bei uns (30 Liter Sack)

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Aus Scheiße wird Gold (Beste Erde!)

Ganz objektiv, auch wenn das Thema ein kleines Tabu ist: In unserer Scheiße stecken wertvolle Näherstoffe. Aus den festen Ausscheidungen wieder guten Humus zu machen, macht also Sinn und wäre unglaublich wertvoll für unsere Erde, auf der es immer weniger gute Böden gibt, weil wir diese mit industrialisierter Landwirtschaft immer stärker beanspruchen und teilweise nur noch mit Chemiedünger, Monsanto – Wahnsinn & Co etwas wächst. Eben weil der Humus nur verbraucht und nicht wieder aufgebaut wird. Ganz nebenbei bindet der Terra – Preta – Humus übrigens auch noch CO2.

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Also

Bio – Toiletten könnten einen wichtigen Beitrag dafür leisten, zurück zu einem natürlichen Kreislaufdenken zu finden und unsere täglichen Bedürfnisse im Einklang mit der Natur zu erfüllen. An Plätzen ohne Kanalanschluss kann man schon jetzt aus einer Fülle an Systemen wählen – von der Wochenendlösung bis zum Luxus – Lokus. Dixie- und Chemieklos können sich damit hoffentlich bald hinten anstellen. Manche der Modelle sind auch für normale Innenräume geeignet und mit einem zusätzlichen Lüfter ausgestattet. Die Bio – Toilette als echte Alternative im klassischen Wohnbau zu etablieren wird wohl noch ein bisschen dauern: Im Moment ist pro Wohneinheit ein Wasserklosett zwingend vorgeschrieben, Biotoiletten kann man im Haus oder der Wohnen momentan also nur als Zweitlösung anwenden.


Mehr zum Thema:

Eine Vielzahl an unterschiedlichen Bio – Toiletten Varianten: Webshop

Blog zum Thema Wasserautarkie: http://www.eautarcie.org/de/04a.html

Biotoiletten – Hersteller: https://www.separett.com

AutorIn

Theresa Mai

von Wohnwagon - berichtet über ihre Erfahrungen und plaudert aus dem Nähkästchen drauf los.

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