Willkommen am Sulzhof
Etwas außerhalb der Ortschaft St. Margareten im Burgenland liegt ein alter Hof, der schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr genutzt wird. Dort findet man einen Gemeinschaftsgarten und vier große leerstehende Gebäude vor. Noch sind sie gut in Schuss, aber wir lange noch, wenn hier gar nichts passiert? Die 35.000 m2 Fläche Bauland rund um den malerischen Hof stehen frei, es wuchert vor sich hin. Der Eigentümer, die Esterhazy Immobilienverwaltung, möchte dem Ort in der Nähe des Neusiedlersees neues Leben einhauchen. Platz wäre für 35 Wohneinheiten. Was fehlt, um die Siedlung wachsen zu lassen? Nicht viel, aber genug um das Projekt bisher zu blockieren: Strom, Wasser und eine Abwasserlösung! Die bestehende Infrastruktur ist beinahe einen Kilometer weit weg, Abwasserleitung und Frischwasserleitung neu zu verlegen wäre extrem kostenintensiv.
Also: Wie die Versorgung für die 60 – 70 künftigen BewohnerInnen sicherstellen?
Die Esterhazy Immobilienverwaltung kontaktierte uns mit einer spannenden Frage: Könnten autarke Lösungen die Antwort auf die knifflige Versorgungslage am Sulzhof sein? Lässt sich eine Siedlung autark versorgen? Und vor allem: Rechnet sich das? Der Reiz der Fragestellung lag nicht nur in der technischen Herausforderung, im Entwickeln von Autarkielösungen sind wir mittlerweile geübt. Diesmal war der Beweggrund für Autarkie jedoch ein anderer! Nicht Unabhängigkeit und möglichst ökologische Versorgung standen im Mittelpunkt, sondern zu allererst die wirtschaftliche Realisierung einer normalen Versorgung – ohne große Einschränkungen für den Bewohner, ohne Mehrkosten für den Betreiber. Eine autarke Siedlung, die sich auch rentiert! Unser Interesse war geweckt. Jetzt wollten wir’s genau wissen und haben ein Konzept für den Sulzhof ausgearbeitet, das sich sehen lassen kann.
Autarke Versorgung für eine Siedlung
Wie funktionierts?
Für die autarke Versorgung gab es folgende Aufgaben zu meistern:
- Wie stellen wir ausreichend Frischwasser in Trinkwasserqualität für 60 – 70 BewohnerInnen zur Verfügung?
- Wie organisieren wir die Abwasserentsorgung ohne eine teure Anbindung an das Kanalsystem?
- Wie kann eine weitestgehend autarke Stromversorgung aussehen, ohne den bestehenden kleinen Anschluss kostenintensiv ausbauen zu müssen?
Die Ausgangslage
Zu Beginn stand die genaue Erhebung der Ausgangssituation: Welche Ressourcen sind eigentlich vorhanden? Worauf können wir aufbauen? Wir sind im Burgenland, Sonne und Wind gibt’s also ausreichend. Am Grundstück gibt es bereits eine kleine Wasserleitung, allerdings viel zu klein, um eine Siedlung mit potenziell 70 Personen zu versorgen. Im Jahr dürfen wir mit einem Niederschlag von rund 760 mm rechnen. Eine kleine Stromleitung ist vorhanden, allerdings zu klein für die ganze Siedlung, ein Ausbau wäre teuer.
STROM: 60 – 80 % Autarkie durch Kopplung von Photovoltaik & vorhandenem kleinen Netzanschluss
Eine große Photovoltaik-Anlage mit 50 – 70 kWp mit einem Batteriespeicher sorgt für die Stromversorgung des Areals. Dank des Batteriespeichers und eines ausgeklügelten Verbrauchersystems ist ein Autarkiegrad von bis zu 80 % möglich. Die Photovoltaikanlage kann direkt auf den Bestandsgebäuden errichtet werden und produziert den Strom für das Gelände rundum, der dann direkt den MieterInnen zur Verfügung gestellt wird. Der Sulzhof wird selbst zum Energieanbieter im Kleinen – für eine fast völlig autarke, ökologische Versorgung! Das Winter-Backup übernimmt in diesem Fall im Sinne der Ressourceneffizienz die bestehende kleine Stromleitung. So ist man das ganze Jahr sicher versorgt. Die Ergebnisse der Autarkieberechnungen sprechen für sich: Eine interessante Investition!
Ergebnisse der Autarkieberechnung
Photovoltaik-Anlage mit 70 kWp, 20 kWh Stromspeicher
Eine überzeugende Rechnung für die Stromseite! In der Berechnung oben wurde dabei der steigende Bedarf an Elektromobilität noch nicht berücksichtigt. Der höhere Eigenverbrauch würde die Wirtschaftlichkeit der Anlage zusätzlich unterstützen.
Ein schöner Zusatzaspekt: Die BewohnerInnen beziehen „ihren“ eigenen Strom, ein transparentes Verrechnungs- und Informationssystem schafft einen direkten Bezug zur Energie und sorgt für eine höhere Identifikation mit der Siedlung.
WASSER: Kreisläufe schließen, vorhandene Ressourcen nutzen!
Wovon können wir ausgehen? Wir haben Regenwasser, es gibt einen kleinen Brunnen und eine kleine vorhandene Wasserleitung. Alles für sich zu klein und zu wenig, um eine sichere Versorgung des Areals zu gewährleisten, aber was wäre, wenn wir es schaffen die vorhandenen Ressourcen zu kombinieren? Also los!
Das Trinkwasser aus der bestehenden Wasserleitung sammeln wir in einer Zisterne, mit der die Häuser mit Trinkwasser versorgt werden. Über die großen Dachflächen der bestehenden Gebäude wird das Regenwasser gesammelt und in einen Teich geleitet. Er ist lebendiger Wasserspeicher, bildet ein eigenes Mikroklima, erzeugt durch die erhöhte Wasserverdunstung einen angenehmen Kühleffekt im Sommer und ist als gestalterisches Element das Herz der Siedlung. Natürlich kann dort auch gebadet werden! Schilf, Sumpfpflanzen, Seerosen und Repositionspflanzen kümmern sich am Rand des Teichs um die Wasserreinigung. Unterschiedlich tiefe Zonen im Teich sorgen für eine natürliche Wasserzirkulation, die für ein funktionierendes Ökosystem notwendig ist.
Um eine optimale Wasserqualität sicherzustellen, befindet sich auf halber Höhe des Teiches eine schwimmende Wasserentnahme. Von hier aus wird das vorgereinigte Wasser in eine weitere Zisterne für „Betriebswasser“ gepumpt. Die Toilettenspülung*, Waschmaschine und Gartenbewässerung werden mit diesem Betriebswasser versorgt!
Das Abwasser aus den Häusern wird im Anschluss in einer Pflanzenkläranlage aufbereitet. Diese funktioniert wie in unserem Wohnwagon, nur viel größer! Das gereinigte Wasser kann schließlich wieder in den Teich geleitet werden – der Betriebswasserkreislauf ist geschlossen.
*Würde man auf klassische Spültoiletten verzichten und unser bewährtes Trocken-Trennsystem einsetzen, könnte man den Wasserkreislauf sogar völlig schließen, das Wasser des Teichs könnte wieder zu Trinkwasserqualität aufbereitet werden. In diesem Fall stand jedoch im Vordergrund, den gewohnten Wohnkomfort zur Verfügung stellen zu können.
Was immer du tun kannst
oder wovon du träumst, fang es an.
In der Kühnheit liegt Genie, Macht und Magie.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Wasserkreislauf am Sulzhof
So könnte ein fast völlig geschlossener Wasserkreislauf am Sulzhof aussehen – Regenwasser wird gesammelt, ein Teich dient als zentraler Speicher, Schwarzwasser wird aufbereitet und als Betriebswasser wieder genutzt. Ein ähnliches System ist bereits im Einsatz bei unserem wasserautarkem Haus in der Schweiz.
Darum geht’s am Sulzhof
Wohnen im Grünen
Wir schaffen gesunden Wohnraum, gebaut mit regionalen, nachhaltigen Baustoffen.
Gemeinschaft & Individueller Raum
Flächen zur gemeinsamen Nutzung (Coworking-Space, Veranstaltungsräume, Gästezimmer) und Platz für individuelles Wohnen werden kombiniert. Ein kleines Dorf entsteht.
Selbstversorgung
Ein großer Gemeinschaftsgarten bietet die Möglichkeit zur Selbstversorgung.
Autarkie!
Der Sulzhof wird sich zu einem großen Teil autark versorgen, rein mit erneuerbaren Energien.
Du hast auch ein Projekt im Kopf? Eine Idee, die auf ihre Umsetzung wartet?
WIR UNTERSTÜTZEN DICH GERNE!
Wir wollen dir Mut machen, das Thema Wohnen neu zu denken. Mit unserem Wissen rund um autarke Kreisläufe, natürliche Rohstoffe & kleines Wohnen setzen wir gern auch andere Projekte um: Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser oder Gemeinschaftswohnprojekte mit möglichst hohem Autarkie-Grad – mit unserer Wohnwagon-Planungsabteilung ist das ganz unkompliziert möglich!
Als Baumeister unterstützen wir dich von der Idee bis zur Schlüsselübergabe mit Planung, Beratung oder auch der gesamten Koordination des Bauprojekts. Individuell, persönlich und unkompliziert. Mit unserem Autarkie-Check holst du dir unsere Autarkie-Module auch in bestehende Häuser und Wohnungen. Wir freuen uns auf dich!
Fotos: © Andreas Hafenscher- Esterhazy