Hauseigene Zisternen sind keineswegs dem Häuselbauer auf dem Land vorbehalten. In New York City verfügen viele Hochhäuser über Wasserspeicher auf dem Dach.
Was muss man beachten, wenn man eine Zisterne bauen will? Und wofür darf man Zisternenwasser verwenden? Der folgende Beitrag stammt von Axenia Schäfer – Chefredakteurin bei QUICUMQUE – Zeitschrift für autarkes Leben – die sich genauer angeschaut hat, wie der Zisternenbau so funktioniert.
Mit dem Wasser ist das so eine Sache
Eine Gemeinsache, ohne Allmende zu sein. Eine Privatsache, ohne privat zu sein. Deshalb gibt es die obersten, die oberen und die unteren Wasserbehörden, denn es muss geregelt sein, wer was wo einleiten und abzwacken darf. Nötig ist dies weniger aus Liebe zu akribischer Regulierung (wobei das auch eine Rolle spielen mag), sondern vielmehr deshalb, weil Eingriffe in den Wasserhaushalt eines dicht besiedelten Landes wie der Bundesrepublik gravierende Auswirkungen für alle haben können.
Zu diesen Eingriffen zählen das Einfassen von Quellen genauso wie das Bohren von Brunnen und Auffangen von Regenwasser. Während es aber meist genehmigungspflichtig ist, hinter dem Haus einen Brunnen zu bohren, können Zisternen für den Hausgebrauch ohne Erlaubnis installiert werden. Hier greift in der Regel nur eine Anzeigepflicht, insbesondere auch bei den Gesundheitsbehörden, wenn das Zisternenwasser im Haus verbraucht werden soll. Das mag nerven, hat aber seinen Sinn, denn nicht jede Dacheindeckung spült wertvolle Spurenelemente und Mineralstoffe in die Zisterne und nicht jedes Regenwasser ist unbelastet, auch, wenn es vom Himmel kommt.

Die Größe der Zisterne bemisst sich am besten an der Dachfläche, über die das Wasser gesammelt wird und der durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge vor Ort. Als Faustformel gilt: Dachfläche x Jahresniederschlag /12. Für 200 m2 Dachfläche im Westerwald, wo im langjährigen Mittel 770 mm Niederschlag im Jahr fallen, bräuchte man einen Wasserspeicher von rund 13 m3. Weil es Monate mit mehr und weniger Niederschlag gibt – der Juli ist im Westerwald mit 80 mm der regenreichste im ganzen Jahr – kann man auch diesen Wert mit den Quadratmetern Dachfläche multiplizieren. Daraus errechnet sich, dass man mit einem Zisternenvolumen von 16 m3 selbst bei viel Regen alles Wasser sammeln könnte.
Eine Rückflusssperre ist wichtig, damit kein Wasser aus der Kanalisation oder anderen Abflüssen in die Zisterne laufen kann.
Vor allem Moos und Laub, der Kot von Vögeln, Mäusen und Ratten und das ein oder andere tote Tierchen können das Wasser verunreinigen. Grobes kann mit einfachen Filtern (z.B. Siebeinsätze) in den Fallrohren oder in der Zisterne vor dem Einlauf aufgefangen werden. Krankheitserreger aus Exkrementen, Gifte aus dem Regenwasser oder der Dacheindeckung (z.B. bei Dächern aus Kupfer oder Zink) lassen sich hiermit aber nicht rausfischen. Die Trinkwasserverordnung lässt dort, wo Häuser an die öffentliche Versorgung angeschlossen sind, wenig Spielraum: weil Zisternenwasser gesundheitsgefährdend verunreinigt sein kann, sind die Kreisläufe von Trink- und Zisternenwasser strikt voneinander zu trennen und mit unterschiedlichen Schlauchfarben zu kennzeichnen. Das Zisternenwasser darf nur zur Spülung der Toilette, zum Waschen, Putzen und Bewässern verwendet werden. Zisternenwasseranschlüsse sollten, um Verwechslungen zu vermeiden, mit einem „Kein Trinkwasser“ – Schildchen gekennzeichnet sein, da wir hierzulande gewohnt sind, dass aus jedem Wasserhahn Trinkwasser kommt.
Beton oder Kunststoff?
Zisternen können auch aus Betonteilen und -steinen oder Ziegeln gemauert werden. Mit einer Schalung ist es möglich, selbst eine Betonzisterne zu gießen. Ziegel und Randsteine werden mit Mörtel gemauert und innen mit Schlämmmörtel verputzt. Nach oben schließt die Zisterne am einfachsten mit einem Betondeckel aus Eigen- oder Fertigbau ab. Ersteres ist bei einer 16 m3 Zisterne allerdings nicht ganz einfach: bei 3 m Höhe ergäben sich für dieses Fassungsvermögen 2,65 m Innendurchmesser und eine entsprechend große Abdeckung. Kleiner dimensionieren und nur insgesamt 10.000 l Wasser speichern oder mehrere Zisternen mit nur 1,5 m Durchmesser anlegen, kann für den Eigenbauer eine Lösung sein.
Wie belastet ist Zisternenwasser?
Welche Stoffe kommen über Mörtel, Beton und Ziegelsteine in die Zisterne?

Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um aus Zisternenwasser trinkbares Wasser zu machen?
Vorgeschaltete Filter
Den gröbsten Schmutz, der vom Dach heruntergespült wird, kann man mit Sieben auffangen. Sie sollten groß sein und so angebracht, dass sie leicht zugänglich und leicht zu reinigen sind. Wer alle Nase lang in die Zisterne kriechen muss, um an den Filter zu kommen, wird nicht froh. Wer reichlich Fallrohre hat, die in die Zisterne münden, sollte sich vielleicht nicht für einen Filter in jedem Fallrohr entscheiden. Erdfilter, die so zwischen Tank und Zuleitung montiert werden, dass ihr Deckel ebenerdig ist, können eine praktische Lösung sein. Wird der Filterbereich allerdings mit schwereren Maschinen befahren, sind Erdfilter eher ungeeignet.
Nachgeschaltete Reinigung
Das Destillat ist weitgehend sauber, aber durch das Verfahren auch leider aller Salze und Mineralstoffe beraubt. So kommt es, dass man beim Trinken von destilliertem Wasser verdursten kann. Das passiert aber eigentlich nur, wenn man große Mengen bei gleichzeitigem erheblichem Elektrolytverlust (Schwitzen, Durchfall) zu sich nimmt. Mit Destillat sollte man deshalb seinen Durst bei schwerem Durchfall und Gewaltmärschen in der Wüste tunlichst nicht löschen.
Keramikfilter mit Mikrofasern und Aktivkohle nehmen so ziemlich alle Schadstoffe aus dem Wasser, außer Viren. Mineralstoffe verbleiben im Wasser – damit aber auch Nitrat und Nitrit.
Desinfektionsverfahren
UV-Sterilisator in einer Trinkwasseranlage
Neben dem Filtern von Wasser können verschiedene Desinfektionsverfahren eingesetzt werden. Zu den bekanntesten zählen der Zusatz von Chlor und die Bestrahlung mit Ozon oder UV-Licht. Bei der Desinfektion werden Bakterien, Viren, Pilze und Sporen unschädlich gemacht. Während für die Aufbereitung mit Chlor und Ozon geeignete Technik und Chemie zur Verfügung stehen muss, lässt sich eine UV-Bestrahlung auch mit einfachen Mitteln bewerkstelligen. Man benötigt lediglich PET-Flaschen und Sonne. Die unzerkratzten Flaschen werden zu drei viertel mit Wasser gefüllt, zur Durchmischung mit Sauerstoff kräftig geschüttelt und dann für wenigstens sechs Stunden in die pralle Sonne gelegt – nicht grundsätzlich die ideale Methode für den kühlen Norden. Das Sodis-Verfahren kommt vor allem in Afrika zum Einsatz.