Was man lernt, wenn man sein eigenes Tiny House baut.
Vor dreizehn Monaten stand ich zum ersten Mal mit einer alten Jeans und dicker Jacke in der Werkstatt und blickte auf das jungfräuliche Fahrgestell, das in Zukunft mein Zuhause tragen sollte. Ich ahnte, dass nun eine ganz besondere Reise beginnen würde. Nach über einem Jahr ist nicht nur meine Jeans unter mehreren Farb-, Staub- und Silikonschichten nicht mehr als solche zu erkennen, auch mit mir selbst sind viele Veränderungen vorgegangen. Während ich nun auf den baldigen Einzug in mein Häuschen hinblicke, schaue ich gleichzeitig auch zurück auf das, was die letzten Monate gebracht haben.

Es ist mehr möglich, als Du denkst.
Auch wenn ich immer bemüht bin, den eigenen Horizont zu erweitern – auch in Bezug auf das, was ich mir selbst zutraue –, hat doch keine Erfahrung so sehr meine Perspektive auf die eigenen Möglichkeiten verändert wie der Bau meines eigenen Zuhauses. Nicht nur, dass ich mir vor zwei Jahren sicher noch nicht hatte vorstellen können, so ein Projekt einmal zu stemmen, ich bin nun, nach dieser Erfahrung, auch zuversichtlich, dass ich so ziemlich jede andere Herausforderung im Leben meistern kann. Warum? Gerade weil man ein Tiny House nicht mit links baut (sondern mit links und rechts, und am besten ist der Kopf auch noch dabei). Es gibt immer wieder Situationen, in denen man sich fragt: „Wie soll das gehen?“ (Und in schwachen Momenten auch: „Was habe ich mir dabei eigentlich gedacht?“) Wie soll ich mit dem Bau jemals unter 3,5 t bleiben? Wie soll der Anhänger jemals eine Zulassung bekommen? Wie soll ich als Laie ein Klappbett bauen? Seltsamerweise gibt es auf all diese Fragen immer eine Antwort. Meistens muss man einfach beginnen, dann fügen sich die Dinge. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf scheint einem plötzlich die ganze Welt offenzustehen – es gibt nichts, das man nicht irgendwie hinbekommt. Am deutlichsten hat sich das bei mir beruflich niedergeschlagen – ich habe mich in ein neues Feld vorgewagt und arbeite jetzt für Requisite und Bühnentechnik an der Oper. Das hätte ich mir früher nie zugetraut.

Zeit verändert Dinge.
Da ich nicht jeden Tag bauen konnte (bauen braucht Zeit und Geld, arbeiten bringt Geld, kostet aber Zeit, ein ewiges Dilemma), habe ich nun etwas mehr als ein Jahr gebraucht, um aus dem rohen Anhänger ein Zuhause zu machen. Ein Jahr ist eine lange Zeit, im Guten wie im Schlechten.
Das Schöne ist, dass das Projekt mit einem mitwachsen kann – und man selbst mit dem Projekt. Ich muss vieles nicht sofort entscheiden und so fügen sich oft Dinge irgendwann von selbst, bei denen ich mich anfangs mit einer Entscheidung schwer tat. Mit der Zeit reifen außerdem die Fähigkeiten: Zu Beginn ist man noch froh, dass man mit der Stichsäge nur Konstruktionsbalken sägt, bei denen nachher niemand sieht, wenn man eine Ecke reingehauen hat. Am Ende ist man im Umgang damit so routiniert, dass auch ein Vorzeigestück wie eine Garderobe keinen Angstschweiß mehr auslöst. Ich bin sehr froh, dass ich mir mit einigen Design-Entscheidungen mehr Zeit lassen konnte. Eindeutig ein Vorteil am Eigenbau!
Umgekehrt birgt eine lange Bauphase natürlich auch Gefahren, allen voran eine fallende Motivation. Das restliche Leben steht nicht still, man kommt in einen neuen Job, verfolgt Hobbys, pflegt Beziehungen und manchmal scheint einfach vieles wichtiger zu sein als das Streichen von Küchenschubladen – zumal dann, wenn der Klarlack sich nicht mit der Farbe verträgt und man alles noch mal abschleifen muss, weil es gelb geworden ist statt weiß. In solchen Momenten seufzt man tief und würde gern alles für eine Weile hinwerfen. Manchmal ist das auch sinnvoll – aber dazu gleich.

Geduld ist eine Tugend.
Eine physisch und psychisch fordernde Erfahrung wie diese konfrontiert einen unweigerlich mit dem eigenen Charakter. Eine meiner größten Schwächen, was kreative Projekte betrifft, ist Ungeduld. Wenn ich eine Idee habe, will ich sofort beginnen und am besten noch am gleichen Tag fertig werden. Mit dieser Einstellung kommt man beim Bauen nicht weit – Unterbrechungen sind an der Tagesordnung, es fehlt immer irgendwelches Material und dann gilt es auch noch, eine Werkstatt sauberzuhalten und sich mit den Helfern abzustimmen. Ich habe schnell begriffen, dass ich mich in Geduld üben muss, wenn ich diese Phase einigermaßen ausgeglichen bestreiten will. Nicht nur, weil man selten so lange am Stück dranbleiben kann, wie man möchte, sondern auch, weil Ungeduld im Handwerklichen unweigerlich zu unsauberem Arbeiten und auf lange Sicht zu Unzufriedenheit führt. Ja, ich habe diesen Kleiderschrank nun schon drei Mal gestrichen, aber wenn er immer noch nicht so aussieht, wie er aussehen soll, dann führt kein Weg daran vorbei, ihn noch mal zu streichen. Man seufzt mit der Zeit ein bisschen weniger und bringt es einfach hinter sich – und ist am Ende froh darüber.

Gemeinsam sind wir stark!
Wenn ich sage, ich habe mein eigenes Zuhause gebaut, dann ist das eigentlich nicht korrekt, denn ohne die Hilfe meiner Eltern hätte ich es in der Form nicht leisten können. Ich habe mein Leben lang am liebsten alles alleine hinbekommen, und daran hat sich durch dieses Projekt auch nichts geändert, aber ich habe inzwischen verstanden, dass es einige Situationen gibt, in denen es gut tut und sinnvoll ist, andere um Hilfe zu bitten. Nicht nur, weil man nicht immer die nötigen Fähigkeiten hat, bestimmte (handwerkliche) Probleme zu lösen, sondern auch, weil vieles zu zweit oder zu dritt viel schneller geht als alleine in der doppelten oder dreifachen Zeit. Und man – und das ist bei dreizehn Monaten Bauzeit ein nicht zu verachtender Faktor – zu zweit oft einfach mehr Spaß dabei hat. Die kreative Kontrolle über mein Häuschen habe ich nie abgegeben (und meinen Vater mit meinen Wünschen nach Symmetrie bis zur letzten Schraube gern zum Seufzen gebracht), aber dass meine Mutter die Arbeitsplatte ölte, während ich an der Toilette bastelte, oder dass mein Vater einen Klappmechanismus fürs Bett baute, während ich zur Arbeit musste, das hat mich sehr entlastet. Auf die gemeinsame Werkstattzeit blicken wir alle drei gern zurück; dankbar für die vielen neuen Erfahrungen und dankbar für das Miteinander. Dass mein neues Zuhause mit meinen Eltern gemeinsam entstanden ist, ist ein schöner Gedanke.

Feierabend ist was in Deinem Kopf passiert.
Bei aller Anfangsbegeisterung und völliger Überforderung, die dann irgendwann in eine gewisse Bau-Routine übergeht, vergisst man gern, wie hoch die Verantwortung ist, die man da mit sich herumträgt, und wie wichtig es ist, hin und wieder bewusst abzuschalten. Als Bauherr oder Bauherrin hat man so viele Dinge im Kopf, da helfen auch die ausführlichsten Listen nur bedingt weiter. Man ist ständig gefragt; handwerklich, logistisch, planerisch. Und wenn man mit seinen Helfern unter einem Dach lebt, geht die Diskussion über Loft-Zugänge oder Küchenbeleuchtung beim Abendbrot weiter. Das kann einen schnell erschöpfen – zu Recht. Es ist wichtig, einen guten Ausgleich zu finden und ab und zu auch mal eine Woche lang alles ruhen zu lassen. Es kam durchaus vor, dass ich mich ausgebrannt fühlte oder scheinbar nicht mehr in der Lage war, Entscheidungen zu treffen. In diesem Fall habe ich mich für eine Weile zurückgezogen – und konnte in aller Regel mit mehr Kraft in der Woche darauf wieder durchstarten. Bei aller Bau-Euphorie sollte man Freundschaften und Hobbys nicht vergessen, die sorgen für die nötige Erdung.
Gemeinsam auf dem Weg zur Autarkie!
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